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Bayerns Bahnhofsmissionen schlagen Alarm: Not wächst weiter

Hungrig, durstig, bestohlen, Zug verpasst: Bahnhofsmissionen sind Anlaufstellen bei Problemen aller Art. 2023 gab es erneut einen Besucherrekord. Das hat vor allem eine Ursache.

 Die Zahl der Gäste in den zwölf bayerischen Bahnhofsmissionen ist 2023 erneut stark gestiegen. Knapp 500.000 Besucherkontakte bedeuteten ein Plus von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr und von 70 Prozent im Vergleich zu 2019, also vor der Pandemie. Das teilten die kirchlichen Träger am Mittwoch in München mit. Fast ein Drittel der Besucherinnen und Besucher habe mit psychischen oder abhängigkeitsbedingten Erkrankungen zu tun. Zugleich nehme die Nachfrage nach Lebensmitteln und materiellen Hilfen weiter zu. Für die meisten seien die Bahnhofsmissionen der letzte Notanker im Hilfesystem.

“Unsere Besucherzahlen haben jetzt zwei Jahre hintereinander Rekorde gebrochen”, sagte der Leiter der Bahnhofsmission Würzburg, Michael Lindner-Jung. “Wir spüren deutlich die Folgen der Corona-Pandemie. Viele unserer Gäste haben das wenige, das sie überhaupt hatten, verloren. Auch den Anschluss an die Gesellschaft, das Leben.” Armut und Aussichtslosigkeit machten krank. “Wir ringen um gute Lösungen, kommen aber auch sehr an unsere Grenzen.”

Die Arbeit in den Bahnhofsmissionen leisten 40 Haupt- und mehr als 300 Ehrenamtliche. Vergangenes Jahr musste die Station in Kempten geschlossen werden. In Bamberg und Rosenheim gibt es schon länger keine solche Stelle mehr. Im März beschäftigte sich der Landtag mit Finanzierungsproblemen der Bahnhofsmissionen. CSU und Freie Wähler stellten eine bessere staatliche Förderung ab 2025 in Aussicht.