Bayerischer Rundfunk will sich stärker in den Regionen verankern

Der Bayerische Rundfunk (BR) will sich mehr um die Regionen im Freistaat, die jungen Menschen und die Digitalisierung kümmern. Das größte Vorhaben sei, die regionale Verankerung zu stärken, sagte BR-Intendantin Katja Wildermuth am Dienstag in München bei einer Pressekonferenz über die journalistischen Schwerpunkte 2024 und mit Blick auf den 75. Geburtstag des Senders im kommenden Januar. Der BR habe 30 Korrespondentenbüros in ganz Bayern, so viel wie keine andere ARD-Anstalt.

Konkret kündigte Wildermuth an, dass es ab kommendem Jahr jeden Tag innerhalb des neuen Formats „BR24 RegioLive“ eine Sondersendung aus einer bayerischen Region geben soll. Im vergangenen Frühjahr habe man testweise ein solches Angebot gemacht, um zu sehen, wie es angenommen werde – und „binnen kürzester Zeit“ 260.000 neue Anmeldungen auf der BR24-App verzeichnet. In Zeiten von Streaming und Künstlicher Intelligenz (KI) müsse der BR „erlebbar sein in den Regionen“.

Programmdirektor Information, Thomas Hinrichs, sagte, bei diesem Kernprojekt gehe es um die Vielfalt Bayerns und um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Wir wollen Journalismus mit Tiefgang.“ Die Korrespondentinnen und Korrespondenten sollen in ihren Regionen Themen finden, die für ganz Bayern relevant seien. Die Sondersendungen sollen zunächst online abrufbar, später auch im linearen Fernsehen zu sehen sein.

Dieses „journalistische Dahoam“ solle mit der digitalen Zukunft verbunden werden, sagte Wildermuth weiter. Denn das Nutzungsverhalten gehe klar von linear zu digital, vor allem bei der Zielgruppe der 15- bis 24-Jährigen, wo nur noch 19 Prozent das lineare Angebot nutzen. Vor fünf Jahren seien es noch rund 40 Prozent gewesen. Angesichts von wachsenden Filterblasen und Demokratieskepsis müsse sich der BR noch mehr auf den Qualitätsjournalismus konzentrieren.

Der BR nutze zwar auch KI, etwa bei der Archivierung von Bildmaterial – aber nur nach ganz klaren ethischen Grundsätzen, für die ein eigener Kodex erstellt wurde. Denn es gehe hier um sensible Daten, betonte Wildermuth. Beim Qualitätsjournalismus werde die Natural Intelligence – also der menschengemachte Journalismus – einen noch höheren Stellenwert bekommen. Ein solcher Kodex im Bereich der KI helfe auch, attraktiv für Nachwuchsjournalisten zu sein, ergänzte Hinrichs.

Eine Ausweitung der KI im redaktionellen Bereich könne er sich vorstellen, sagte Thomas Hinrichs. Aber dazu müsse man auch das Publikum fragen, ob es das wolle. KI-Moderatoren könne er sich bei der Ergebnisberichterstattung vorstellen – etwa dem Wetterbericht oder den Verkehrsnachrichten. Die KI könne hier helfen, um den Qualitätsjournalismus zu stärken. Das Credo des BR laute: „Journalismus von Menschen für Menschen.“ Der Mensch als Journalist werde daher niemals überflüssig.

Hinrichs betonte außerdem den Wert eines „dialogfähigen Journalismus“. Es brauche einen aktiven Austausch mit dem Publikum ohne Arroganz. Mithilfe von KI suche man auf den BR-Kanälen nach konstruktiven Sachargumenten von Userinnen und Usern, die man dann in den eigenen Formaten aufnehme. Hier helfe die KI, sodass den Journalistinnen und Journalisten mehr Zeit für einen qualitativ hochwertigen Dialog bleibe.

Außerdem kündigte Wildermuth an, sich mehr um den journalistischen Nachwuchs kümmern zu wollen. Jede Branche kämpfe angesichts des Fachkräftemangels um „gute Leute“. Der BR habe daher die Zahl seiner Volontärinnen und Volontäre auf 24 verdoppelt. Auch ein abgeschlossenes Hochschulstudium werde künftig nicht mehr zwingend notwendig für ein Volontariat sein. „Wir haben supergute Bewerbungen. Wir können aus dem Vollen schöpfen“, sagte Wildermuth.

Auch soll es ab Frühjahr 2024 mehr Angebote für das junge Publikum zur Berufsorientierung geben: neben „alpha Uni“ über verschiedene Studiengänge auch analog das Format „alpha azubi – die Job Challenge“ über Ausbildungsberufe. (00/3466/24.10.2023)