Bauern und Jäger wollen weniger Wölfe

Die Bundesumweltministerin lädt erstmals zum Dialog über den Wolf ein. Nach Ansicht von Landwirten und Jägern gibt es bereits zu viele Wölfe. Sie fordern mehr Abschuss-Möglichkeiten.

Durch Deutschlands Wälder streifen zu viele Wölfe, sagen, Bauern und Jäger
Durch Deutschlands Wälder streifen zu viele Wölfe, sagen, Bauern und JägerImago / Blickwinkel

Ein Bündnis aus Weidetierhaltern, Jägern und Reitsportlern fordert eine Reduzierung der Wolfspopulation in Deutschland. In den vergangenen Jahren seien 4.000 Wolfsrisse an Weidetieren gezählt worden, sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, am Mittwoch in Berlin. Bei einer Zahl von 2.000 bis 2.500 Wölfen in Deutschland sei eine Koexistenz zwischen Wolf und Weidetierhaltung nur mit Herdenschutzmaßnahmen nicht mehr zu erreichen. In Schweden als großes und dünn besiedeltes Flächenland gebe es zum Vergleich ganze 400 Tiere.

Am Donnerstag lädt das Bundesumweltministerium erstmals zu einer Dialogreihe „Weidetierhaltung und Wolf“ ein. Ziel ist es laut Koalitionsvertrag, das Zusammenleben von Weidetieren, Mensch und Wolf konfliktarm zu gestalten.

Hohe bürokratische Hürden

Dabei müsse auch über das Thema Wolfsentnahme und Bestandsregulierung geredet werden, sagte Krüsken. Er kritisierte langwierige und hohe bürokratischen Hürden. Bisher habe es ganze zehn Entnahmen von Problemwölfen gegeben: „Es müssen auch ganze Rudel entnommen werden können“, forderte er. Als Entnahme wird das Töten und Fangen von Wölfen bezeichnet.

Um Wölfe abzuschießen, müsste der Schutzstatus der in der EU streng geschützten Tiere herabgestuft werden. Genau das fordert auch Sabine Firnhaber, Vorstandsmitglied des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Die konstant steigende Risszahlen entwickelten sich parallel zu der wachsenden Wolfspopulation: „Wenn Herdenschutz wirken würde, wäre das nicht so.“ Die Sorgen und Nöte der Weidetierhalter seien seit Jahren bekannt, würden aber nicht gehört.

„Wir sind am Limit“

Firnhaber, die auch Vizechefin des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern ist, sprach von einem Wettrüsten der Weidetierhalter. Die Wölfe lernten ständig dazu: „Wir Weidetierhalter sind bereit, unsere Tiere zu schützen. Es muss aber auch Sinn machen.“ Derzeit sei es ein „immenser Aufwand mit wenig Nutzen“. „Wir Tierhalter sind am Limit“, sagte Firnhaber. Sie forderte eine volle Kostenübernahme der Schutzmaßnahmen durch den Steuerzahler, „egal ob es sich um fünf oder 500 Tiere handelt“.

Der Vizepräsident des Deutschen Jagdverbandes, Helmut Dammann-Tamke, warf Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vor, mit der Dialogreihe auf Zeit zu spielen. Das Umweltministerium sperre sich gegen Bestandsregulierung und opfere damit die Weidetierhaltung, sagte der langjährige niedersächsische CDU-Landtagsabgeordnete.

Dammann-Tamke, der auch Präsident des Landesjägerschaft Niedersachsen ist, betonte, durch ein regionalisiertes Bestandsmanagement werde die Tierart Wolf in Deutschland nicht gefährdet. Manche Wolfsrudel hätten sich bereits auf Nutztier-Risse spezialisiert, diese müssten „angegangen“ werden. „Unauffällige Rudel, die sich von Rehen ernähren, kann man in Ruhe lassen“, sagte er.

Herdenschutz als Schlüssel?

Die Bundesumweltministerin nannte dagegen Herdenschutz als einen der Schlüssel zu einer Koexistenz von Weidetierhaltung und Wolf. Nach wiederholten Übergriffen auf geschützte Nutztiere seien Abschüsse von Wölfen bereits heute möglich, betonte Lemke: „Diese Möglichkeit sollte in Zukunft verstärkt genutzt werden.“