Barmer: Die meisten Essstörungen gibt es in Hamburg

Essstörungen sind im Ländervergleich in Hamburg am häufigsten. Bei 636 von 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern wurden Ess-Brech-Sucht (Bulimie), Magersucht oder Essattacken diagnostiziert, bundesweit lag der Schnitt mit 430 je 100.000 Einwohnern deutlich niedriger, wie die Krankenkasse Barmer am Dienstag anlässlich des Tags der gesunden Ernährung (7. März) mitteilte. Damit bleibe die Stadt „die deutsche Hochburg der Essstörungen“.

Vor allem Frauen litten unter Essstörungen: Mit 1.080 Fällen je 100.000 Einwohnerinnen waren Frauen in Hamburg gut fünfmal so häufig betroffen wie Männer mit 205, zeigt der Morbiditäts- und Sozialatlas des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg). „Gerade bei Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht müssen wir zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer ausgehen“, sagt die Hamburger Barmer-Landesgeschäftsführerin Susanne Klein.

Magersucht, Bulimie, aber auch Essanfälle seien psychosomatische Erkrankungen und hätten einen Suchtcharakter, hieß es. Von allen Menschen mit Essstörungen litten mehr als die Hälfte zugleich an Depressionen. Ist ihr Verhalten bei einer Essstörung zwanghaft geworden, hätten Betroffene keine Kontrolle mehr darüber.

Nimmt der Körper durch die Nahrung zu wenig Energie, Nährstoffe und Vitamine auf, kann dies laut Barmer schwere Folgen haben – von verminderter Knochendichte, niedrigem Blutdruck bis hin zu gestörter Nierenfunktion bei häufigem Erbrechen. „Die Folgen von Essstörungen sind oft schwerwiegende Krankheitsverläufe, die sogar lebensbedrohlich sein können“, sagt Klein.

Die Gründe für Essstörungen sind laut Barmer individuell und vielfältig. In Bezug auf das Essen sollten Eltern eine förderliche Esskultur vorleben, mit Kindern Speisen zubereiten und gemeinsam essen. Auch Gespräche über Zutaten, Herstellung, Herkunft von Speisen, Werbetricks der Lebensmittelhersteller und die eigene Körperwahrnehmung hätten einen positiven Einfluss. Klein: „Für ein selbstbestimmtes Essverhalten im Erwachsenenalter spielen Vorbildwirkung und das Vermitteln von Wissen eine entscheidende Rolle.“ Genauso wichtig sei es, negative Veränderungen im Essverhalten rechtzeitig zu erkennen und zu handeln.