BAP-Frontmann Niedecken: Bin ein Nachrichtenjunkie

“Verdamp lang her?” heißt wohl das bekannteste Lied von BAP. Manche Träume seien auf der Strecke geblieben, ist Sänger Wolfgang Niedecken überzeugt. Warum er den Wehrdienst verweigerte und heute manches anders sieht.

Wolfgang Niedecken (73), Frontmann der Kölner Band BAP, hat sich selbst als Nachrichtenjunkie bezeichnet. “Ich muss alles wissen, selbst wenn ich deshalb nachts schlecht schlafe”, sagte der Sänger der “Augsburger Allgemeinen” (Montag). Seine Frau richte ihn dann wieder auf. “Gott sei Dank hat sie auch einen guten Verbündeten, nämlich meinen Enkel. Sie lässt sich nicht unterkriegen. Wenn ich das Glas halb leer habe, sie hat es mindestens halb voll.”

Viele Träume der 1980er Jahre sind nach den Worten des Künstlers inzwischen auf der Strecke geblieben. Als Beispiel führte er den Pazifismus an, wobei er selbst nie der naive Pazifist gewesen sei. “Aber der hat sich spätestens mit dem Angriff auf die Ukraine erledigt.”

Der Grund, warum er als junger Mann den Wehrdienst verweigert habe, sei gewesen, dass er keinen Bock gehabt habe, sich Befehle anzuhören und sich im Kadavergehorsam zu üben, sagte Niedecken. Bei der Gewissensprüfung habe er die klassische Antwort gegeben: “Wenn jemand deine Mutter oder Schwester vergewaltigen will, dann musst du ihn mit dem folgenden Argument überzeugen – ‘Du hast doch auch Mutter und Schwester, komm, lass das doch sein.'” Aber das sei eben naiv. Das habe er aber erst recht begriffen, nachdem er auf der ganzen Welt herumgereist sei, so der Sänger.

Als Schüler habe er immer alles ganz leicht genommen, erzählte Niedecken. “Ich wusste, ich werde Malerei studieren, und bei den Fächern, die mich nicht interessiert haben, habe ich die Ohren zugemacht.” Das sei heute noch so. Wenn ihn etwas nicht interessiere, dann mache er die Schotten dicht. “Damals war ich in den Laberfächern großartig – von Religion über Kunst, Erdkunde bis Geschichte. Aber in Mathe war ich froh, wenn mich einer abschreiben ließ.”