Ein Nachwuchsdichter vom Land sucht den Aufstieg in Paris. Doch dann wird er Teil eines gesellschaftlichen Spiels aus Trug und Profitgier. Eine gelungene Literaturverfilmung des gesellschaftskritischen Romans von Balzac.
In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
TV-Premiere nach dem gleichnamigen Gesellschaftsroman von Honoré de Balzac (entstanden 1836-1843), insbesondere nach dessen Mittelteil “Ein großer Mann aus der Provinz in Paris”: In den 1820er-Jahren sucht der junge Dichter Lucien de Rubempré (Benjamin Voisin) aus der französischen Provinz den Erfolg in Paris, nachdem er in seiner Heimat im Wesentlichen die Adlige Louise de Bargeton (Cécile de France) von seinen Qualitäten als Schriftsteller (und Liebhaber) überzeugen konnte.
Seine ersten Erfahrungen in der Hauptstadt sind enttäuschend und seine Gönnerin wendet sich aus gesellschaftlichen Rücksichten von ihm ab. Doch dann wird Lucien von dem Journalisten Etienne Lousteau (Vincent Lacoste) unter die Fittiche genommen und gelangt mit scharf geschriebenen Zeitungskritiken zu Ruhm.
Indem er sich immer mehr dem käuflichen gesellschaftlichen System verschreibt, verliert er jedoch seine Integrität als Künstler und erliegt seinem eigenen Ehrgeiz wie auch missgünstigen Gegenspielern.
Die kongeniale Balzac-Adaption von Xavier Giannoli von 2021 überträgt dessen Wirkungskraft auf die Leinwand, betont aber zugleich dessen universelle Elemente. Das intelligente Drehbuch, formale Meisterschaft und versierte Darsteller – hervorzuheben sind etwa noch Xavier Dolan als dandyhafter, aber integrer Dichter und Salomé Dewaels als junge, todkranke Schauspielerin – verleihen dem Film eine außergewöhnliche Lebendigkeit, Dichte und Aussagekraft. Was für Balzac (auch) eine Aufarbeitung schmerzlicher autobiografischer Erfahrungen war, wird im Film zur zeitlosen Betrachtung eines Daseins angesichts einer unerbittlich urteilenden Öffentlichkeit und der Verführungsmacht vermeintlich leichter Wege. Näher an der Moderne hat sich das 19. Jahrhundert im Film selten angefühlt.