Bänke für Begegnungen

Mit einem spontanen Bänkebau-Projekt kam Pastorin Gesine Isbarn in Kontakt mit Jugendlichen und Dorfbewohnern. Kontakt, den sie gerade auf den Dörfern wichtig findet.

Pastorin Gesine Isbarn testet eine der vier Bänke aus Eiche und Feldsteinen, die jetzt rund um die Varchentiner Kirche und auf dem dortigen Friedhof zu finden sind.
Pastorin Gesine Isbarn testet eine der vier Bänke aus Eiche und Feldsteinen, die jetzt rund um die Varchentiner Kirche und auf dem dortigen Friedhof zu finden sind.epd/privat

Varchentin. Im April übernahm Gesine Isbarn die Pfarrstelle in der Gemeinde Schloen und Varchentin. „Dann war plötzlich alles abgesagt: Meine Einführung, mein 60. Geburtstag“, erzählt sie. Sechs Kirchen gehören zum Gemeindebereich. Kirchen auf Dörfern, auf denen plötzlich kaum noch was geschah. „Als Gottesdienste wieder möglich waren, gingen wir schnell dazu über, unsere draußen zu halten“, erzählt die Pastorin.

In Varchentin fiel ihr dann auf, dass die Leute nach dem Gottesdienst noch weiter draußen auf dem Friedhof mit Abstand blieben. „Dort gibt es viele junge Leute“, sagt sie. Da kam ihr spontan die Idee: „Lasst uns doch mal in 14 Tagen am Sonnabendvormittag treffen und schauen, ob wir Bänke bauen können.“ Eine spontane Idee, mit Risiko. Was ist, wenn niemand kommt? Doch sieben junge Menschen hatten Lust darauf.

Tatkräftige Unterstützung blieb nicht aus

Die 11 bis 26-Jährigen waren 14 Tage später pünktlich um 10 Uhr an der Kirche. Pastorin Gesine Isbarn hatte unterdessen Kontakt mit einem älteren Herrn aufgebaut. „Ich war ein paar Tage vorher bei einer Beerdigung. Da sah ich, dass er eine selbstgebaute Bank hatte. Ich habe ihn einfach gefragt, ob er mitmachen wolle“, erzählt sie über den 75-jährigen Senior, der anonym bleiben möchte.

Mit Werkzeug für vier Bänke und einer geteilten Eiche stand er vor der Kirche. Die Jungen, Mädchen und die Pastorin packten mit an, bohrten, schliffen, diskutierten über die Sockel: Sollen sie aus Holz sein oder gar aus Feldsteinen, die rund um die Kirche zu finden sind? Drei Stunden waren alle zusammen aktiv. Das Resultat: Vier Bänke für die Gemeinde, die Dorfbewohner und auch Besucher. „Mir war es wichtig, dass wir zusammen ins Gespräch kommen und Material recyceln“, meint Gesine Isbarn.

Austausch nicht nur mit der Gemeinde

Und der Vormittag kam bei den Jugendlichen gut an. „Sie blieben sogar noch bis nachmittags um drei und wir kamen mit kleinen Spielen auf Abstand intensiv ins Gespräch“, erzählt die Pastorin,die ganz bewusst mit ihrer Gemeinde, aber auch kirchenfernen Dorfbewohnern den Kontakt sucht. „Wenn ich Hausbesuche mache, dann gehe ich auch noch mal einfach durchs Dorf, klingle und stelle mich vor“, erzählt sie.

Auch das Bauprojekt der Bänke in Varchentin sorgte für Begegnung. „Mich sprach eine ältere Dorfbewohnerin an, dass sie das gut finde, auch wenn sie nicht christlich ist. Gerade dass mehr um die Kirche herum passiert, freut sie“, berichtet die Pastorin. Die Kirche gehöre eben zum Gesicht des Dorfes. Jugendlichen begegnet sie auf den Dörfern ihrer Gemeinde aber fast nie, zumal jetzt auch noch keine Konfirmandenangebote liefen.

Weitere Angebote für Kinder und Familien

Auch die jüngeren Kinder sind derzeit kaum sichtbar. „Es ist mühsam“, so ihr Resümee. Aber es lohne sich. Mitte Juli hatte die Pastorin Kindertage angeboten, draußen im Zelt. „Es gab dreieinhalb Anmeldungen. Es kamen aber dann sieben Kinder“, sagt sie lachend: „Der Aufwand ist übrigens immer derselbe, ob für 14 oder nur für sieben Kinder.“ Offene Jugendarbeit kann sie dennoch nicht anbieten. Die Viertelstelle Gemeindepädagogik
ist immer noch ausgeschrieben.

Trotzdem will sie demnächst ein neues Angebot machen, diesmal für Familien: „Mit kirchenpädagogischen Methoden gehen wir auf Spurensuche. Wie alt sind die Eichen? Wie alt unsere Kirche?“ Sitzbänke soll es auch an den anderen Kirchen geben, wieder selber gebaut mit Material vor Ort. Auf dem Friedhof in Schloen ist jetzt schon ein Wiesenlabyrinth entstanden. „Ich habe es zusammen mit einer Freundin aus Schwerin an einem Tag geschaffen. Jetzt fehlt noch jemand, der es regelmäßig pflegt“, meint Pastorin Gesine Isbarn.