AWO zu Sprachtests: Brauchen kein “Kita-Abitur”
Die Doppelspitze der bayerischen Arbeiterwohlfahrt (AWO), Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl, hält verpflichtende Sprachtests am Ende der Kita für überflüssig. „Bayern bürokratisiert sich wieder mal zu Tode“, kommentierten beide in einer Mitteilung der AWO vom Mittwoch den aktuellen Kabinettsentwurf der Bayerischen Staatsregierung. Dieser sieht verpflichtende Sprachstandserhebungen bei allen Kindern im vorletzten Jahr vor der Einschulung vor.
Kitas, Kindergärten, Grundschulen und die Erziehungsberechtigten würden für die Umsetzung in die Pflicht genommen. „Nach dem sogenannten bayerischen Grundschulabitur will die Staatsregierung jetzt also auch noch ein Kita-Abitur einführen“, kritisieren Schley und Wolfshörndl. Selbstverständlich seien ausreichende Sprachkenntnisse für schulischer Erfolg eine wichtige Voraussetzung, „aber statt Geld in Kontrollen und Tests zu investieren, müssen ausreichend Mittel ins System gegeben und muss proaktiv auf die Erziehungsberechtigten zugegangen werden“, heißt es weiter.
Laut AWO fehle es bereits jetzt an Lehrkräften, um genügend Sprach-Vorkurse anzubieten. „Und werden Kinder, die zurückgestellt werden, Kita-Plätze, die sonst jüngere Kinder bekämen, besetzen?“, heißt es weiter. Bereits jetzt fehlten laut Ländermonitor 2023 für Drei- bis Sechsjährige bayernweit rund 23.000 Plätze. Die AWO-Doppelspitze fordert daher: „Der Entwurf muss zurückgezogen werden.“ Stattdessen brauche es „ein Bekenntnis zur individuellen Förderung aller Kinder, dazu gehört der sprachliche Bereich, in Form eines finanziell entsprechend ausgestatteten Haushaltstitels“.
Die neuen Regelungen hat das bayerische Kultusministerium Ende Juli zusammen mit dem Sozial-, dem Gesundheits- und dem Innenministerium erarbeitet. Erstmals angewendet werden soll das neue Verfahren für Kinder, die im September 2026 eingeschult werden. Zu Beginn des Jahres 2025 erhalten die Eltern von der zuständigen Grundschule ein Schreiben mit allen weiteren Informationen. (00/2398/07.08.2024)