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Autorin: Verständnis bei psychischen Erkrankungen das Wichtigste

Verständnis aus dem eigenen Umfeld ist für viele Betroffene von psychischen Erkrankungen von entscheidender Bedeutung: Das sagte die Psychotherapeutin Franca Cerutti der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Wer den Eindruck habe, dass ein Angehöriger, eine Freundin oder ein Kollege psychisch belastet sei, brauche Fingerspitzengefühl. “Ein Beispiel: Auch wenn ich denke, dass jemandem eine Therapie gut tun würde, sollte ich akzeptieren, wenn derjenige selbst das ablehnt.”

Cerutti äußerte sich zum Welttag für psychische Gesundheit am 10. Oktober. Wichtig sei, Gesprächsbereitschaft zu signalisieren: “Man kann die eigene Sorge äußern und der Person auch sagen, dass sie einem wichtig ist.” Insbesondere depressive Menschen fühlten sich häufig vom Alltag überfordert und schafften es nicht, um Hilfe zu bitten. Für sie könne es hilfreich sein, aktiv konkrete Unterstützung anzubieten, etwa für bestimmte Telefonate oder Besorgungen.

Zu Wachsamkeit riet die Autorin des Buchs “Psychologie to go”, wenn man “über einen längeren Zeitraum gewisse Veränderungen an sich beobachtet: dass man etwa über mehrere Wochen schlechter Stimmung ist, untypisch wenig Antrieb hat, dass Dinge, die einem immer Spaß gemacht haben, einen nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken”. Wenn dies nur punktuell auftrete, helfe oft schon ein ruhiges Wochenende. Kritisch könnten indes auch anhaltende Symptome wie Zähneknirschen, ständige Verspannungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Erschöpfung sein.

In solchen Fällen sei es ratsam, professionelle Unterstützung zu suchen. “Der Hausarzt kann eine erste hilfreiche Adresse sein – und bei Bedarf an Fachärzte vermitteln”, sagte Cerutti. Niederschwellige Angebote zur Unterstützung, auch zertifizierte Apps, seien in vielen Fällen sinnvoll. Allerdings brauche es darüber hinaus dringend mehr Therapieplätze: “Jeder Therapeut, den ich kenne, könnte rund um die Uhr arbeiten und hätte trotzdem noch eine Warteliste.”