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Autorin: Kindern ist jedes Thema in richtiger Verpackung zumutbar

Mädchen und Jungen sollten sich spielerisch und ohne Ängste auch mit schwierigen Themen beschäftigen können, findet die Kinderbuchautorin Sybille Heim. Denn: Sie schnappten ohnehin mehr auf, als Erwachsene mitbekämen.

Die Kinderbuchautorin Sybille Hein ist überzeugt, dass man Mädchen und Jungen jedes Thema zumuten kann. Allerdings müsse es gelingen, dieses in Ton und Ansprache so zu verpacken, dass sich die Kinder angesprochen und ernst genommen fühlten, sagte Hein der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Dabei erinnerte sie daran, dass die Herausforderungen der gegenwärtigen Zeit bei den Erwachsenen auch deswegen Ohnmachtsgefühle verursachten, “weil wir uns zu wenig oder zu spät damit auseinandergesetzt haben”.

Wenn Kinder solchen Themen früh begegneten, erst mal ohne Verantwortungs- und Erfolgsdruck, hätten sie die Chance, sich spielerisch, unbefangen, frei von Vorurteilen und Ängsten damit zu beschäftigen, erklärte die Autorin. “Vielleicht kommen sie auf ganz andere Ideen und Lösungen als wir Erwachsene.” Dass es dabei um nichts Geringeres als ihre eigene Zukunft gehe, verstünden Kinder nämlich sehr gut. “Ich bin jedenfalls immer wieder verblüfft über den Erfindungsgeist von Kindern und über ihren starken Willen, ihre Welt zu gestalten. Wir sollten sie dazu ermutigen und ihnen viel mehr zutrauen”, so Hein.

Im Übrigen könne man die Probleme und existenziellen Fragen, die Erwachsene umtrieben, ohnehin nicht vor den Kindern verbergen, gab die Schriftstellerin zu bedenken. “Sie schnappen viel mehr Problem-Kauderwelsch von Erwachsenen auf, als wir mitbekommen.” Kinderzimmer seien außerdem keine Schutzräume mehr. Durch Internet, Spielkonsolen und Handys dringe die Außenwelt oft extrem früh in Kinderleben ein – “allerdings nicht so differenziert, wie wir uns das wünschen und wie es nötig wäre”.

Kinder sind neugierig und interessieren sich für vertrackte Fragen, wie Hein weiter ausführte. Meistens seien es die Erwachsenen, die Angst vor der Auseinandersetzung hätten. “Also müssen wir selbst etwas tun, worin wir nicht sehr geübt sind: Kinder einbeziehen und begeistern.” Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Wahrheit oder Fake, Teilhabe oder Ausgrenzung begegneten Kindern tagtäglich im Kindergarten, wenn sie mit ihren Geschwistern stritten, oder auf der ersten Kita-Fahrt, wenn sich im Bus plötzlich niemand neben sie setzen wolle. Von solchen Erfahrungen aus könne man gut den Blick auf das Ganze richten, empfahl die Autorin.

Von Sybille Hein ist aktuell das Buch “Freiheit … du große Wundertüte! im Verlag Fischer/Sauerländer erschienen. Es richtet sich an Kindern ab 4 Jahren.