Autorenvereinigung PEN: „Assange muss endlich frei sein“

Die Autorengruppe PEN warnt davor, investigativen Journalismus mit Spionage gleichzusetzen. Wikileaks-Gründer Julian Assange müsse deshalb aus britischer Haft freigelassen werden. Ihm droht die Auslieferung in die USA.

Die Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland fordert die Freilassung des in London inhaftierten Wikileaks-Gründers Julian Assange. „Assange muss endlich frei sein“, erklärte die Organisation am Mittwoch in Darmstadt. Angeklagt werden müssten diejenigen, die ein Verbrechen begangen hätten, „nicht die, die es aufgedeckt haben“.

Seit Dienstag läuft in London eine Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof zur möglichen Auslieferung von Assange in die Vereinigten Staaten. Der Londoner High Court entscheidet, ob der 52-jährige Journalist in die USA ausgeliefert wird. Dort droht ihm eine Anklage wegen Spionage. Schon lange fordert das PEN-Zentrum die Freilassung seines Ehrenmitglieds Assange, „weil investigativer Journalismus hier mit Spionage gleichgesetzt wird“.

Der aus Australien stammende Journalist Assange ist in den USA wegen angeblicher schwerer Verstöße gegen das Spionagegesetz angeklagt, weil Wikileaks 2010 geheime US-Militärdokumente und Videos zu Einsätzen im Irak und in Afghanistan veröffentlicht hatte. Diese enthüllten Kriegsverbrechen der US-Truppen und die Zustände im US-Sondergefängnis Guantanamo auf Kuba. Die Daten waren Wikileaks von der Whistleblowerin und US-Armeeangehörigen Chelsea Manning zugespielt worden, die dafür 2013 zu zunächst 35 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. 2017 begnadigte der damalige US-Präsident Barack Obama Manning.

Assange hatte von 2012 bis 2019 in der ecuadorianischen Botschaft in London gelebt, wo er politisches Asyl genoss. 2019 entzog ihm der damalige ecuadorianische Präsident Lenin Moreno diesen Status und ließ ihn von der Londoner Polizei verhaften. Seitdem sitzt Assange in Großbritannien in Haft. Im Januar 2021 lehnte ein Gericht seine Auslieferung in die USA wegen der Haftbedingungen dort zunächst ab. Ein Berufungsgericht hob diesen Beschluss im Dezember 2021 auf. Dagegen geht Assange nun vor. Die jetzige Anhörung vor dem High Court gilt als seine letzte Chance, die Auslieferung zu verhindern.