Autor Seewald: Benedikt XVI. war kein „Übergangspapst“

Papst Franziskus hat sich in einem neuen Interviewbuch abermals zum Verhältnis zu seinem Vorgänger geäußert. Das kommt bei Benedikts Biograf nicht gut an. Und auch nicht in Regensburg.

 Der Ende 2022 verstorbene Papst Benedikt XVI. war nach den Worten seines Biografen Peter Seewald kein „Übergangspapst“. In einem am Montag veröffentlichten Interview mit der „Katholischen SonntagsZeitung für das Bistum Regensburg“ wandte sich Seewald gegen diese Etikettierung durch Papst Franziskus in einem neuen Interview-Buch mit dem spanischen Vatikan-Korrespondenten Javier Martinez-Brocal.

Darin wird Franziskus mit den Worten zitiert, beim Konklave 2005 habe man nach dem „dynamischen“ Pontifikat von Johannes Paul II. „einen Papst gebraucht, der ein gesundes Gleichgewicht bewahrt, einen Übergangspapst“. Seewald sagte, richtig sei, dass Benedikt XVI. wegen seiner angegriffenen Gesundheit selbst von einem kurzen Pontifikat ausgegangen sei. „Daraus wurden immerhin acht Jahre, in denen er entscheidende Weichen stellte.“

Nach Angaben des niederbayerischen Publizisten wurden „viele der Reformen, die Papst Franziskus Popularität bescherten“, in Wahrheit von dessen Vorgänger ins Werk gesetzt. Benedikt habe erstmals offene Bischofssynoden eingeführt, mit dem Umbau des vatikanischen Finanzwesens begonnen und gewaltige Fortschritte im interreligiösen Dialog erzielt. „Er gilt als der größte Theologe, der jemals auf dem Stuhl Petri saß, und als der Kirchenlehrer der Moderne.“ Benedikt XVI. habe vor allem „ohne jede Zweideutigkeit“ gesprochen und dafür gesorgt, „dass das Schiff Petri auf Kurs blieb“. Nicht zuletzt habe sein Rücktritt das Papsttum verändert wie noch nie in der Neuzeit.

Seewald hielt in dem Interview Papst Franziskus eine „Zweigleisigkeit“ im Umgang mit dessen Vorgänger vor. „Einmal lobt er Benedikt, bezeichnete ihn sogar als ‚großen Papst‘, dessen Person und Werk von Generation zu Generation immer deutlicher in Erscheinung treten würden, dann wiederum macht er ihn klein, nennt ihn Großvater, väterlicher Freund oder eben ‚Übergangspapst‘.“

Wie es um das „angeblich ‚herzliche Verhältnis'“ der beiden wirklich bestellt gewesen sei, habe Franziskus „demonstrativ mit der Schleifung des von Benedikt liberalisierten Zuganges zur Alten Messe“ gezeigt, so dessen Biograf. „Der emeritierte Papst musste davon aus der Zeitung erfahren.“