Autobiografisches Interview erklärt Friedensappell des Papstes

Das Wort von Papst Franziskus von der „weißen Fahne“ im Ukraine-Krieg hat heftige Debatten ausgelöst. Nun folgt eine weltweite Buchveröffentlichung. Darin äußert sich der Pontifex ausführlich zum Thema Krieg und Frieden.

Papst Franziskus hat seine grundlegenden Ansichten zu Krieg und Frieden in einem autobiografischen Interview-Buch erläutert. Das Buch mit dem Titel „Leben – Meine Geschichte in der Geschichte“ erscheint in der nächsten Woche in mehreren Sprachen im Verlag Harper Collins und liegt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vor.

Zur aktuellen Weltlage erklärt der Papst in dem Text: „Es gibt zu viele Brandherde in der Welt, wenn wir uns umschauen und sehen, wie unsere Brüder und Schwestern in der Ukraine, in Syrien, im Jemen, in Myanmar, im Nahen Osten, Südsudan (…) und in allen anderen Kriegsgebieten und Krisenregionen leben müssen. Dagegen müssen wir uns der Hoffnung öffnen und zu Werkzeugen des Friedens und der Versöhnung werden. (…) Deshalb müssen wir heute wie damals aus tiefstem Herzen unsere Stimmen erheben: Nie wieder Krieg, nie wieder Waffenlärm, nie wieder solches Leid. Friede für alle, ein dauerhafter Friede ohne Waffen.“

Ausführlich zitiert er die Radioansprache von Pius XII. kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und sagt: „Ich denke an die Worte von Papst Pius XII. in seiner Radioansprache an die Regierungen und Völker der Welt kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im August 1939, die auch wir zu Hause im Radio hörten: ‚Nichts ist mit dem Frieden verloren. Alles kann durch Krieg verloren gehen. Die Menschen müssen wieder aufeinander zugehen und verhandeln. Wenn sie guten Willens und unter Achtung ihrer gegenseitigen Rechte verhandeln, werden sie erkennen, dass aufrichtigen und tatkräftigen Verhandlungen ein ehrenhafter Erfolg nie verwehrt ist.'“

Dies kommentiert Franziskus mit den Worten: „Doch die menschliche Bosheit hatte weder damals noch heute Ohren, um solche heiligen und weisen Worte zu hören. Sechs Jahre später zerstörten zwei Atombomben Hiroshima und Nagasaki.“

2019 habe er das Friedensdenkmal in Hiroshima besucht, um zu betonen: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die neuen Generationen, einschließlich der gegenwärtigen, die Vergangenheit nicht mehr kennen, denn lebendige Erinnerung kann helfen, von Generation zu Generation die Losung weiterzugeben: Nie wieder!“

Zum Thema Versöhnung erklärt Franziskus: „Wir alle sind Schwestern und Brüder. Das Ressentiment darf nicht die Oberhand gewinnen. Jeder Krieg braucht, um wirklich zu Ende zu sein, die Vergebung, sonst folgt darauf nicht Gerechtigkeit, sondern Rache!“

An einer anderen Stelle betont der 87-Jährige: „Heute dagegen sind die Menschen wieder so kurzsichtig, das Klima des Kalten Krieges aufleben zu lassen. Vergessen scheint, dass die Welt jahrzehntelang mit angehaltenem Atem am Rande einer verheerenden Krise lebte, der wir nur um ein Haar entkommen sind! Dennoch wird auch heute wieder mit dem Einsatz von Atombomben gedroht, um die Welt in Angst und Schrecken zu versetzen.“

In diesem Zusammenhang zitiert Franziskus Papst Johannes XXIII., der in seiner Friedensenzyklika „Pacem in terris“ auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges schrieb: „Wenn es auch kaum glaublich ist, dass es Menschen gibt, die es wagen möchten, die Verantwortung für die Vernichtung und das Leid auf sich zu nehmen, die ein Krieg im Gefolge hat, so kann man doch nicht leugnen, dass unversehens und unerwartet ein Kriegsbrand entstehen kann.“ Dazu Franziskus: „Wir dürfen nie vergessen, dass wir durch den Einsatz von Atomwaffen alle zu Verlierern werden, ausnahmslos alle!“