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Ausstellung zur Kulturgeschichte des Narren

Die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe zeigt ab dem 5. November die Ausstellung „Narrenfreiheit!? Eine kleine Geschichte des Regelbruchs“. Die Schau zur Kulturgeschichte des Narren zeichnet den Weg nach, wie die Figur des Narren in die Fastnacht gelangte. „Die ganze Narrengestalt hat einen Bezug zur Bibel“, sagte die Kuratorin, Katrin Hesse, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Das biblische Motiv zieht sich als roter Faden durch die Ausstellung. Gleich zu Beginn wird auf Psalm 53,2 verwiesen, in dem es heißt: „Es gibt keinen Gott.“ Von dieser Vorstellung des Narren als Gottesleugner ausgehend, führt die Schau durch thematische Bereiche wie „Liebe“ und „Tod“. Dabei greifen historische Texte den Gedanken des Sündenfalls auf – nach dem Motto: „Ohne Ursünde kein Tod.“

Die ältesten Zeugnisse der Narrengestalt stammen aus dem Hochmittelalter. Literarisch tritt sie vor allem im 14. und 15. Jahrhundert deutlicher hervor. In den Vitrinen sind unter anderem Auszüge aus Sebastian Brants Moralsatire „Das Narrenschiff“ (1494) zu sehen, die den Narren zu einer prägenden Figur der europäischen Literatur machte. Das Werk sei über Jahrhunderte ein Bestseller gewesen, so Hesse.

Brant verspottete darin die Laster seiner Zeit. Seine Ideen griffen spätere Autoren und Prediger auf, darunter Johann Geiler von Kaysersberg (1444-1510) aus Straßburg. In seinen Predigten bezog er sich auf das „Narrenschiff“ und zählte damit zu den bekanntesten Vertretern der Narrenliteratur des späten Mittelalters.

Der Narr galt mit seinen menschlichen Schwächen – Eitelkeit, Geschwätzigkeit, Trägheit und Völlerei – als Sinnbild der Sündhaftigkeit und wurde häufig mit dem Teufel in Verbindung gebracht. In der Fastnacht erfüllt er bis heute eine symbolische Ventilfunktion vor der Fastenzeit, besonders in katholisch geprägten Regionen. Einmal im Jahr darf er die gesellschaftlichen Regeln brechen und Missstände anprangern – so, wie es einst nur dem Hofnarren erlaubt war. Die Schau ist bis zum 21. Februar 2026 zu sehen. (2770/31.10.2025)