Ausstellung zu “Flüchtlingsstädten” spürt Neuanfängen ab 1945 nach

Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven hat am Donnerstag eine Sonderausstellung zur Situation der Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland eröffnet. „Neu anfangen, nur wie? Espelkamp und andere Flüchtlingsstädte in den 1950er Jahren“ lautet der Titel der Schau, die nach Angaben des Museums bis zum 9. Juni in der Seestadt gezeigt wird.

Ab 1945 mussten Millionen aus dem Osten geflüchtete und vertriebene sowie ausgebombte Menschen in der kriegszerstörten Bundesrepublik untergebracht werden. Die Ausstellung blicke daher zunächst auf städtebauliche Projekte, hieß es. Neben Hannover und Bremen liege ein besonderes Augenmerk auf der ostwestfälischen Stadt Espelkamp. Diese wurde in den frühen Nachkriegsjahren zu großen Teilen auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik und einem zugehörigen ehemaligen Lager für Zwangsarbeiter errichtet und hatte bald den Ruf einer „Modellstadt“ inne.

Die Ausstellung soll zeigen, wie Geflüchtete und Vertriebene in den 1950er Jahren ihren Neuanfang gestalteten. Interviews mit verschiedenen Generationen aus Espelkamp und Objekte aus der ganzen Bundesrepublik – von Trachtenelementen bis zu einem NSU Quickly Moped – dokumentieren individuelle und kollektive Versuche des Neustarts. Es gehe um die persönliche Geschichte und dem Fremdeln zwischen den Ankommenden und Eingesessenen, hieß es.

„Die Neuanfänge der 1950er Jahre spiegeln unser heutiges Verhalten im Umgang mit Geflüchteten und Vertriebenen wider, etwa welche gesellschaftlichen Probleme ihnen zugeschrieben werden“, sagte am Donnerstag Museumsdirektorin Simone Blaschka. Das gelte beispielsweise beim Thema Wohnungsnot. „Viele der Geflüchteten und Vertriebene haben die verbalen Diskriminierungen, die sie als Kinder und junge Erwachsene in der frühen Bundesrepublik erfahren haben, bis heute, also Jahrzehnte später, nicht vergessen.“