Ausstellung zeigt „Luthers Norden“ zum Reformationsjahr

Im Sommer des kommenden Jahres soll die Ausstellung eröffnet werden. Höhepunkt ist ein einzigartiges Kunstwerk, das nur alle zehn Jahre gezeigt wird. Von Nicole Kiesewetter-Müllejans

Büste von Martin Luther
Büste von Martin Lutherepd

Greifswald. Es dauert nicht mehr lange, dann wird bundesweit mit vielfältigen Veranstaltungen das Reformationsjahr 2017 gefeiert. Auch in der Nordkirche werfen große Ereignisse ihre Schatten voraus: Unter dem Titel „Luthers Norden“ planen die Nordkirche, das Pommersche Landesmuseum in Greifswald und das Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein eine gemeinsame Ausstellung. Die Schau werde im Sommer 2017 in Greifswald zu sehen sein und im Herbst nach Gottorf weiter wandern, sagte Daniel Mourkojannis von der Arbeitsstelle Reformation der Nordkirche.
Anliegen sei, aus der Reformationsgeschichte heraus zu zeigen, “welche Entwicklungen bis heute unser gesellschaftliches Leben prägen”. In der Ausstellung werden „hochkarätige Originale” zu sehen sein, unter anderem Alltagsgegenstände, Schriften und Gemälde. Besonderer Höhepunkt der Greifswalder Ausstellung ist dabei die Präsenation des berühmten Croÿ-Teppichs. Das 6,80 Meter lange und 4,32 Meter hohe Kunstwerk gilt aufgrund seiner Größe, der Darstellung und der Qualität der Ausführung als ein einzigartiges kulturhistorisches Zeugnis aus der Zeit der Reformation.

Junges Publikum im Fokus

Auf dem Teppich befindet sich eine Darstellung des pommerschen Herzogs Philipp I. mit seiner Familie sowie der Familie seiner Frau Maria, des kursächsischen Fürstenhauses anlässlich der Hochzeit. Die Figuren sind rings unterhalb des predigenden Martin Luther angeordnet. Außerdem finden sich im Hintergrund die Reformatoren Philipp Melanchthon und Johannes Bugenhagen. Der Teppich wird nur alle zehn Jahre gezeigt und wird auch nicht mit nach Gottorf wechseln.
In der Ausstellung werde jedoch nicht nur „Flachware in Vitrinen“ gezeigt, wie die Ausstellungsmacher betonten. Durch den Einsatz neuer Medien soll gezielt auch junges Publikum für die Schau begeistert werden. "Wir machen keine Ausstellung für 60plus", betonte der Greifswalder Museumsdirektor Uwe Schröder.

Reformation prägte den Norden früh

Mit Blick auf den Ausstellungstitel „Luthers Norden“ erklärte Kuratorin Uta Kuhl, dieser solle bewusst irritieren. Der Reformator Martin Luther (1483-1546) sei zwar nämlich selbst nie im Norden gewesen. Jedoch habe er intensive Beziehungen zu Gelehrten und Herrschern, wie beispielsweise dem dänischen König, unterhalten. Die Reformation habe besonders den Norden und den Ostseeraum früh und nachhaltig geprägt.
Eine bedeutende Rolle bei der Durchsetzung der Reformation in Norddeutschland war Johannes Bugenhagen (1485-1558) zugekommen. Der Weggefährte Luthers wurde in Pommern geboren und gab später die Luther-Bibel in der niederdeutschen Fassung heraus. Bugenhagen – auch Doctor Pomeranus genannt – formulierte zudem die Kirchenordnungen für Hamburg, Lübeck und Pommern.

Mit falschen Vorstellungen aufgeräumt

Die Ausstellungsmacher betonten, es sei keine Luther-Ausstellung geplant, sondern eine kulturhistorische Ausstellung. "Wir wollen weg von der konfessionell eng geführten Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts", so Uta Kuhl. Rund 80 Prozent der Ausstellungsobjekte werden aus den Magazinen beider Museen kommen. Dazu kommen Leihgaben, unter anderem aus Dänemark.
Der Untertitel der Ausstellung "Klischees wider den Strich bürsten" weise außerdem darauf hin, dass mit einigen falschen Vorstellungen aufgeräumt werden soll. So werde durch die Reformation nicht das Bild vom Wort abgelöst, wie oft zu hören sei. Vielmehr werde die Alltagswelt sakralisiert. Biblische Motive, beispielsweise Bilder, sind nicht mehr länge nur in Kirchen zu sehen, sondern auch auf Alltagsgegenständen.