Ausstellung zeigt historische Hintergründe von „Guernica“

1937 legten Kampfflieger aus Wunstorf und Langenhagen die spanische Stadt Guernica in Schutt und Asche. Jetzt beleuchtet eine Ausstellung die Hintergründe von Picassos Meisterwerk „Guernica“.

Die Ausstellung zeigt auch Werke anderer Künstler, die von Picassos „Guernica“ inspiriert sind.
Die Ausstellung zeigt auch Werke anderer Künstler, die von Picassos „Guernica“ inspiriert sind.Joachim Göres

Die Stadt Guernica im nordspanischen Baskenland wurde 1937 durch deutsche Bomber weitgehend dem Erdboden gleichgemacht. Der Angriff regte Pablo Picasso zu seinem weltberühmten Gemälde „Guernica“ an, das der Künstler der zerstörten Stadt gewidmet hat.

Das Kunstwerk und sein historischer Hintergrund sind Inhalt einer Ausstellung, die noch bis Ende Januar in Hannover gezeigt wird und im nächsten Frühjahr in Nienburg zu sehen ist. Ihr verstörender Titel ist „… ein voller Erfolg der Luftwaffe. Die Vernichtung von Gernika/Guernica am 26. April 1937“.

Hannover als Ausstellungsort ist kein Zufall: Die deutschen Kampfflieger der für die Zerstörung verantwortlichen Legion Condor waren überwiegend auf den Fliegerhorsten Wunstorf und Langenhagen ausgebildet worden.

Deutsche Beteiligung wurde heruntergespielt

Die Nationalsozialisten unterstützten mit dem Angriff den faschistischen Diktator Franco in Spanien. Mehr als 70 Prozent aller Häuser Guernicas wurden durch die Bombardements zerstört, viele Menschen starben. Der deutsche Oberst Jaenecke feierte den Einsatz als „vollen Erfolg“. Guernica gilt als Vorbereitung für die Fliegerangriffe auf Großstädte im Zweiten Weltkrieg, bei denen auch die Vernichtung und Terrorisierung der Zivilbevölkerung das Ziel war.

Die Soldaten der Legion Condor wurden in ihrer Heimat als Helden gefeiert – nach dem Krieg wurde die deutsche Beteiligung an Guernica lange Zeit heruntergespielt. Der Bundestag beschloss erst 1998 mit knapper Mehrheit eine Entschuldigung für Guernica.

Hubert Brieden vom Arbeitskreis Regionalgeschichte in Neustadt am Rübenberge hat sich über Jahrzehnte mit dem Angriff auf Guernica und den Umgang mit dem Thema beschäftigt, daraus ein Buch gemacht und die Ausstellung konzipiert. „Ohne ihn wäre diese Geschichte nicht bekannt“, sagte der Verdi-Bildungsreferent Michael Dunst bei der Eröffnung der Ausstellung, die nicht nur Tafeln mit zahlreichen Fotos, sondern auch auch Gemälde zeigen, die von Picassos Meisterwerk inspiriert sind.

„Guernica“ malte Picasso für den spanischen Pavillon auf der Weltausstellung 1937 in Paris. Ein zusammenbrechendes Pferd, ein brennendes Haus mit einer vor Schmerzen schreienden Frauengestalt, eine vor Verzweiflung klagende Frau mit einem toten Kind auf dem Arm sind nur einige der Bildmotive.

„Die Hintergründe wurden tabuisiert“

„Gehämmert in einer Sprache von wenigen Zeichen, enthielt das Bild Zerschmetterung und Erneuerung, Verzweiflung und Hoffnung“, schreibt der Schriftsteller Peter Weiss in seinem Roman „Die Ästhetik des Widerstands“ über Picassos Werk. Dabei gibt er zu bedenken: „Dies waren andeutungsweise die ersten Züge des Bilds, die sich erkennen ließen, gleich aber wieder anders ausgelegt werden konnten, jede Einzelheit war vieldeutig, wie die Bausteine der Poesie.“

Das Original wurde in Deutschland nur in den 1950er-Jahren gezeigt. Mehr als 300 000 Menschen kamen damals in die Ausstellung über den Künstler, dessen Werke von den Nationalsozialisten als entartet diffamiert worden waren.

Viele Schüler in Deutschland kennen „Guernica“ aus dem Kunstunterricht. Brieden sagt: „Während Picassos ‚Guernica‘ ein Massenpublikum erreichte, blieben die historischen Hintergründe weitgehend tabuisiert.“ Das kann sich ändern.

Am 13. Dezember hält Hubert Brieden um 19 Uhr im Verdi-Gebäude in Hannover, Goseriede 10, den illustrierten Vortrag „Guernica: Umstrittenes Bild – bereinigte Geschichte nach 1945“. Bis 31. Januar läuft dort die Ausstellung, die von 4. bis 15. März im Rathaus von Nienburg zu sehen sein wird.