Ausstellung zeigt brutalen Alltag im DDR-Jugendwerkhof Torgau
Wer in der DDR als schwer erziehbar galt, dem drohte die Einweisung in einen Jugendwerkhof. Dort erwartete viele ein brutaler Alptraum. Torgau war für die schwersten Fälle reserviert – wie eine neue Ausstellung zeigt.
Über die repressive und teils gewaltsame DDR-Heimerziehung klärt die Gedenkstätte “Geschlossener Jugendwerkhof Torgau” ab dem 22. November mit einer neuen Dauerausstellung auf. Anlass für die Schau mit dem Titel “Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus” ist die letzte Entlassung eines Jugendlichen aus dem Jugendwerkhof im sächsischen Torgau vor 35 Jahren, wie die Gedenkstätte am Freitag mitteilte. Zur Eröffnung werden Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Evelyn Zupke, SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag.
Rund 30 Jugendwerkhöfe mit insgesamt etwa 3.000 Plätzen gab es in der DDR. Dort wurde eingewiesen, wer als schwer erziehbar galt. Die Einrichtung in Torgau, der einzige geschlossene Jugendwerkhof, war für besonders schwere Fälle eingerichtet worden. Zwischen 1964 und 1989 wurden dort rund 4.000 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren zur sozialistischen Umerziehung eingewiesen. Dies geschah teils mittels Essensentzug, brutalen körperlichen Übergriffen, Dunkelarrest und exzessivem Sport. In den vergangen Jahren wurde öffentlich, dass es vielfach auch zu sexuellen Misshandlungen kam.
Die neue Ausstellung will Einblick in Alltag und Lebenswirklichkeit in der einzigen geschlossenen DDR-Umerziehungseinrichtung geben. Neben neuesten Forschungsergebnissen wird erstmals auch die sexualisierte Gewalt in den Heimen der DDR-Jugendhilfe thematisiert. Auch die Folge-Schicksale ehemaliger DDR-Heimkinder stehen im Fokus.