Das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg (DZOK) in Ulm zeigt ab 1. September die Sonderausstellung „Schloss Dellmensingen 1942“. Die Ausstellung widme sich einem kaum beleuchteten Teil der Zeit des Nationalsozialismus, teilte die KZ-Gedenkstätte am Donnerstag mit. 1942 seien 130 ältere jüdische Württembergerinnen und Württemberger zwangsweise in das Schloss Dellmensingen zwischen Laupheim und Ulm eingewiesen worden. Das Schloss sei für sie eine Zwischenstation auf dem Weg in die Vernichtung gewesen.
Erarbeitet wurde die Ausstellung vom Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim. Zur Eröffnung am Europäischen Tag der Jüdischen Kultur werde Museumsleiter Michael Niemetz in das Thema einführen, und DZOK-Mitarbeiter Paul Timm gebe Einblicke in die lokalen Bezüge der Ausstellung. Musikalisch werde die Eröffnung durch das Scherer-Ensemble Ulm begleitet.
Die meisten Bewohner des Zwangsaltenheims kamen der Mitteilung zufolge aus Stuttgart. Eine lokale Erweiterung der Ausstellung, die eine studentische Projektgruppe erarbeitet hat, liefere neue Informationen und Exponate zu lokalen Tathintergründen, Opferbiografien und zur Nachgeschichte. Eine familiengeschichtliche Annäherung biete die Biografie der Ulmer Jüdin Hedwig Ury. Ihr Enkel David habe für die Ausstellung ein Videointerview gegeben und komme auch persönlich nach Ulm.
Die Ausstellung kann vom 1. September bis 10. November während der Öffnungszeiten der KZ-Gedenkstätte (sonntags 14 bis 17 Uhr) besichtigt werden. Zum Begleitprogramm gehören unter anderem eine Lesung zur Kulturnacht am 21. September, ein Podiumsgespräch mit David Ury und dem Ausstellungsteam am 23. September sowie das „Lebensmelodien-Konzert“ in Kooperation mit der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde am 25. September in der Pauluskirche. (00/2511/22.08.2024)