Ausstellung “Traumbilder” in der Kieler Kirche St. Nikolai

Ein Goldgräber, Nina Hagen, Dracula und Queen Elizabeth – in der Foto-Ausstellung „Traumbilder“ dürfen Verkäuferinnen und Verkäufer des Straßenmagazins „Hempels“ sowie andere Mitarbeitende zeigen, wen sie gerne darstellen wollten. Die überlebensgroßen Bilder sind vom 7. Juni bis zum 21. Juli in der offenen Kirche St. Nikolai in Kiel zu sehen, sagte die Pastorin der offenen Kirche St. Nikolai, Maren Schmidt, am Donnerstag bei der Präsentation des Projekts. Ziel sei es, die Sichtbarkeit von Menschen, die Armut erlebt haben oder noch erleben, zu stärken und dem Thema Obdachlosigkeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das Projekt von der Diakonie Altholstein und „Hempels“ wurde vom Kieler Schauspielhaus mit Kostümen unterstützt.

Ab dem 7. Juni werden die zehn 2,4 Meter mal 1,6 Meter großen Bilder auf Fahnenstoff in der Kirche St. Nikolai mitten in der Kieler Innenstadt hängen. „Es soll sich bewegen, wenn man an ihnen vorbeigeht“, beschreibt Fotograf Holger Förster die Ausstellung. Es gehe um Interaktion und darum, Menschen zu erreichen, die sonst eher weggucken, wenn sie an einem wohnungslosen Menschen vorbeigehen.

„Wir wollten etwas auf Augenhöhe entstehen lassen und zeigen, dass Menschen nicht stigmatisiert werden dürfen“, sagte Pastorin Schmidt. Oft würden Menschen durch Armut soziale Kontakte verlieren und damit auch den Zugang zur kulturellen Teilhabe. Jeder, der möchte sei eingeladen und willkommen, den Raum zu nutzen, wie alle anderen auch.

An zwei Fototerminen haben die Teilnehmenden ausgewählte Kostüme aus dem Fundus des Kieler Schauspielhauses angezogen und sich ins Scheinwerferlicht gestellt. „Das hat sehr viel Spaß gemacht“, sagt „Hempels“-Mitarbeiter Jan Hölzel. Eigentlich wollte er Gandalf darstellen, wegen des fehlenden Kostüms ist er in der Ausstellung als Goldgräber zu sehen. „Der steht für einen starken Willen und Durchhaltevermögen“, sagte Hölzel. Er ist schon lange von der Goldrausch-Zeit Amerikas begeistert und kennt viele YouTube-Videos dazu. Es gehe um das Hoffen auf Glück. Die anderen Beteiligten konnten von Dragqueen bis Shakespeare die erste Wahl ihrer Traumfigur darstellen.

Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rahmenprogramm, unter anderen bestehend aus Musikprojekten, Lesungen sowie einem Festmahl auf dem Alten Markt (7. Juli), zu dem auch Bischöfin Nora Steen erwartet wird. Ein Highlight sei die Podiumsdiskussion „Keine Wohnung, keine Zukunft – Perspektiven der Sozialpolitik“ am Eröffnungswochenende (7. Juni, 18 Uhr) in St. Nikolai. Die Begleitveranstaltungen sind öffentlich zugänglich und bis auf eine Ausnahme kostenlos.