Eisenreich: “Gerechte unter den Völkern” sind Zivilcourage-Vorbilder

Die „Gerechten unter den Völkern“ sind nach Ansicht des bayerischen Justizministers Georg Eisenreich (CSU) „mit ihrer Menschlichkeit und großen Zivilcourage für uns alle ein Vorbild“. Sie hätten „ihr eigenes Leben riskiert, um andere Menschenleben zu retten“, sagte Eisenreich am Donnerstag bei der Eröffnung der neuen Foto-Ausstellung „Auf derselben Seite – Die Letzten der ‘Gerechten unter den Völkern“ im Justizpalast in München laut einer Mitteilung des bayerischen Justizministeriums. Gezeigt werden fotografische Erzählungen von Lydia Bergida und Marco Limberg.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sagte, die „Gerechten unter den Völkern“ hätten mit ihrem Handeln zur NS-Zeit bewiesen, „dass niemand im Angesicht der Judenverfolgung zur Untätigkeit verurteilt war“. Laut dem Präsidenten des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, Hans-Joachim Heßler, ist die Erinnerung an die Verbrechen des Holocausts heute „aus verschiedenen Richtungen unter Druck“. Vor diesem Hintergrund sei die Ausstellung von besonderer Bedeutung.

Die beiden Künstler sagten bei der Eröffnung, sie wollten den letzten noch lebenden „Gerechten“ mit ihren Porträts „Aufmerksamkeit schenken und ihnen eine Stimme geben in einer Zeit, in der Hass, Antisemitismus, Krieg und die Erosion von Demokratien weltweit wieder an der Tagesordnung sind“. Ludwig Spaenle sagte in seiner Funktion als Antisemitismusbeauftragter der bayerischen Staatsregierung, die neue Ausstellung sei „ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte“ und habe eine „besondere Aktualität“.

Lydia Bergida und Marco Limberg haben für die Ausstellung die letzten „Gerechten unter den Völkern“ in ihrem jeweiligen Zuhause fotografiert – teilweise alleine im Porträt oder mit Kindern, Enkeln und Urenkeln. Während der Ausstellungseröffnung ist zudem die Begegnung zwischen dem Münchner Holocaust-Überlebenden mit letzten lebenden „Gerechten unter den Völkern“ geplant, unter ihnen der im Allgäu lebende Andrzej Sitkowski, der mit seiner Familie in Warschau eine jüdische Frau und ihre beiden Töchter gerettet hatte.

Den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem erhalten nichtjüdische Männer und Frauen, die während der NS-Zeit Jüdinnen und Juden gerettet haben. Insgesamt haben mehr als 28.000 Personen aus aller Welt diesen Titel erhalten. Ein Beispiel aus Deutschland ist der Unternehmer Oskar Schindler, der durch den Hollywoodfilm „Schindlers Liste“ (1993) weltweit bekannt wurde. Die Ausstellung im Justizpalast ist ab Freitag bis zum 15. November zu sehen. (00/2723/12.09.2024)