Ausstellung nimmt Hamburger Aufstand von 1923 in den Fokus
Eine neue Sonderausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte blickt zurück auf die Oktober-Ereignisse vor 100 Jahren in der Stadt. Damals versuchten bewaffnete Arbeiter und Funktionäre der Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), einen politischen Umsturz nach sowjetischem Vorbild herbeizuführen. Die Schau „Hamburg 1923. Die bedrohte Stadt“ nimmt die Geschehnisse zum Anlass, die damalige politische und wirtschaftliche Lage sowie den sozialen Alltag in Hamburg darzustellen. Zu sehen ist sie von Mittwoch (20. September) an bis zum 7. Januar 2024.
Die Ausstellung geht den Fragen nach, welche Ursachen und Ziele der Aufstand hatte, wie er verlief und wer die damaligen Protagonisten waren. Sie betrachtet überdies die Auswirkungen auf die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Hamburg und nimmt die langfristige Wirkung der damaligen Ereignisse auf die Erinnerungskultur bis ins 21. Jahrhundert hinein in den Fokus.
Auf dem Höhepunkt der Krise der Weimarer Republik wollten Kommunisten 1923 einen bewaffneten Umsturz in Deutschland herbeiführen. Die Reichsregierung vereitelte die geplante Revolution. Lediglich in Hamburg kam es zwischen dem 23. und 25. Oktober zum Aufstand. Die Aufständischen besetzten Polizeiwachen, bauten Barrikaden und lieferten sich mit den Polizeikräften erbitterte Straßenkämpfe. Ein Teil der Hamburger Bevölkerung unterstützte den Aufstand, über 100 Menschen kamen dabei ums Leben.
Die Kuratoren der Ausstellung, Olaf Matthes und Ortwin Pelc, haben diverses Zeitungsmaterial von damals ausfindig gemacht, dank Online-Datenbanken sei das heutzutage viel besser möglich als beispielsweise vor zwanzig Jahren. Das Presseecho war groß, auch international. Laut Matthes existierten allerdings auch 1923 schon „Fake News“ in Form manipulierter Fotos, die auch in der Schau zu sehen sind.
Als weitere Dokumente zeigt die Ausstellung Bücher, Film- und Werbematerialien der damaligen Zeit. So sind Ausschnitte aus dem DDR-Film „Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse“ zu sehen. Der KPD-Führer wurde 1944 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet und nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR zur Leitfigur.
So informativ die Sonderausstellung auch ist, die Frage, warum – anders als in anderen deutschen Städten – in Hamburg ein Aufstand stattfand, kann auch sie nicht beantworten. „Wir wissen schlichtweg immer noch nicht, warum der Aufstand hier durchgeführt wurde“, sagt Matthes.
Zur Schau sind mehrere Veranstaltungen geplant, darunter eine Vorlesungsreihe der Universität Hamburg und eine Filmreihe im Metropolis-Kino. Ein Workshop „How to TikTok History“ am 2. Oktober will aufzeigen, wie sich das soziale Medium zur Vermittlung von künstlerischen, kulturellen, sozialen und politischen Inhalten nutzen lässt. Begleitend zur Ausstellung ist in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg das Buch „Die bedrohte Stadtrepublik. Hamburg 1923“ erschienen.