Ausstellung in Cluny über “die Äbte des Königs”

Wie wäre das: nichts tun müssen, aber dennoch die Einkünfte eines Großunternehmens einstreichen? Solches Glück hatten einst die geistlichen Günstlinge von Frankreichs König. Eine Ausstellung dreht den Scheinwerfer auf sie.

Eine Ausstellung in der früheren Abtei von Cluny in Burgund befasst sich ab 1. Juni mit den sogenannten “Äbten des Königs”. Die betreffende Epoche vom 15. bis 18. Jahrhundert ist noch wenig beleuchtet. In Cluny, einst die mächtigste Abtei Frankreichs, regierten zwischen 1456 und 1790 rund 20 Äbte, die nicht mehr von der Klostergemeinschaft gewählt, sondern vom französischen König frei ernannt wurden.

Diese sogenannten Kommendataräbte waren Geistliche, die aus der Ferne lediglich Einkünfte aus der Abtei bezogen, ohne Leitungsgewalt und Amtspflichten. Zu ihnen gehörten im 17. Jahrhundert unter anderen die Staatsminister und Kardinäle Armand-Jean du Plessis de Richelieu und Jules Mazarin, aber auch andere Kirchenfürsten aus mächtigen Familien wie Jean de Bourbon, Claude de Guise, Emmanuel Theodose de la Tour d’Auvergne oder Dominique de la Rochefoucauld.

Mit dem Konkordat von Bologna verlieh Papst Leo X. 1516 Frankreichs König Franz I. das Recht, landesweit 225 Kommendataräbte zu ernennen, also für fast alle französischen Abteien. Sie waren lediglich Schutzherren, aber nicht geschäftsführende Oberhäupter der Abtei. Die geistliche Leitung des Klosters lag meist bei einem Mönch des Klosters, der oft als Prior betitelt wurde.

Als Zeitgenossen des Niedergangs des Ordensimperiums von Cluny haben die Kommendataräbte in der Forschung bislang wenig Beachtung gefunden. Ihre historische Rolle soll mit der Ausstellung und der begleitenden Forschungsliteratur neu bewertet werden.

Präsentiert werden bis 29. September im Musee d’Art et d’Archeologie von Cluny viele bislang unveröffentlichte Werke und Gegenstände, die für das Wirken dieser Äbte stehen; etwa Porträts, Möbel, Bücher, Siegel oder Architektur-Elemente. Darunter befinden sich Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen sowie großen Institutionen, etwa der Französischen Nationalbibliothek, dem nationalen Museum des Mittelalters (Musee national du Moyen Age) im Pariser Quartier Latin oder aus der Kathedrale von Lyon.