Außenministerin Baerbock: Kinder früher über NS-Zeit aufklären
Kinder und Jugendliche frühzeitig über die Gräueltaten des NS-Regimes aufklären, dafür wirbt Deutschlands Außenministerin Baerbock. Das stärke nicht zuletzt die Demokratie.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat dafür geworben, Kinder und Jugendliche in Schulen früher als bislang über die Gräueltaten des NS-Regimes zu informieren. Das sei gerade in diesen Zeiten wichtig, in denen Demokratie nicht mehr für selbstverständlich genommen werden könne, erklärte Baerbock am Dienstag in der Gedenkstätte Sachsenhausen. “Da müssen wir uns gemeinsam als Gesellschaft auf den Weg machen”, so die Ministerin.
Es sei bedauerlich, dass derzeit in der Regel erst in der 10. Klasse über die NS-Zeit gesprochen werde. Wenn Kinder früher darüber informiert würden, könnte auch die Erinnerungsarbeit früher beginnen. Dann könnte man auch früher Verständnis dafür wecken, dass der Schutz Israels deutsche Staatsräson sei. Mit einem solchen Umdenken könne nicht zuletzt die Demokratie in Deutschland gestärkt werden.
Zugleich plädierte sie für eine Verstetigung der Mittel für das vom Bund mitfinanzierte Projekt “Jugend erinnert”. Baerbock: “Wir können es uns nicht leisten, diese Arbeit nicht auskömmlich zu fördern.”
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) erklärte, Aussagen wie die heutige Generation habe mit dem Holocaust nichts zu tun und man müsse mit dem Kapitel auch mal abschließen, dürften nicht toleriert werden. Es sei “unsere Aufgabe, die Erinnerung an die Menschen wachzuhalten, die wegen ihrer Herkunft, Religion, politischen Überzeugung, sexuellen Orientierung oder einer Behinderung ermordet wurden”. Junge Menschen, die sich auf einer Gedenkstättenfahrt oder bei einem Erinnerungsprojekt mit der NS-Diktatur und dem Holocaust auseinandergesetzt hätten, würden mit großer Wahrscheinlichkeit für die freiheitliche Demokratie, für eine vielfältige Gesellschaft und für ein friedliches Europa eintreten.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) betonte, die Erinnerung an das Leid der Menschen lebendig zu halten, die der menschenverachtenden Gewalt des nationalsozialistischen Deutschlands zum Opfer fielen, sei in diesen Zeiten wichtiger denn je. Gedenkstätten seien bleibende Zeugen der nationalsozialistischen Verbrechen und Vermittler unserer Geschichte.
Das Programm “Jugend erinnert” startete im Jahr 2019 und besteht aus drei Säulen, die vom Bundesfamilienministerium, vom Auswärtigen Amt und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt werden. Die Förderlinie richtet sich nach Angaben der Bundesregierung an NS-Gedenkstätten und Dokumentationszentren in Deutschland. 2020 wurde zudem die Förderlinie zur Aufarbeitung des SED-Unrechts und seinen Folgen gestartet. Bei der Veranstaltung in der Gedenkstätte Sachsenhausen wurden verschiedene Projekte aus dem Programm vorgestellt.
In das KZ Sachsenhausen wurden in der NZ-Zeit rund 200.000 Gefangene deportiert. Insgesamt sind dort nach Angaben von Historikern mehrere 10.000 Menschen ermordet worden. Das KZ befindet sich in der Nähe von Oranienburg in Brandenburg.