Ausgrabungen im mittelalterlichen Kartäusergelände St. Barbara Köln

In Köln sorgen archäologische Funde für weitere Erkenntnisse zum mittelalterlichen Klosterleben der Kartäusermönche in der Südstadt und der späteren militärischen Nutzung durch die Franzosen. Gebäudeteile wie Messwerke von Fenstern und Türen, Latrinen und Brunnen sowie Knochenleisten für die Fertigung von Gebetsperlen sowie eine gusseiserne Ofenplatte mit biblischer Szene gäben Hinweise auf das Leben der Kartäuser-Mönche und ihrer Arbeit etwa als Betreiber eines Ofenbau-Betriebs, erläuterte Gregor Wagner, Abteilungsleiter für Bodendenkmalpflege am Römisch-Germanischen Museum am Montag.

Bei den im November begonnenen Ausgrabungen im zukünftigen Baufeld für den Neubau des „Campus Kartause“ der Evangelischen Kirche Köln und Region am Kartäuserwall wurden ein Ausschnitt der Bebauung des 1334 gegründeten Kartäuserklosters St. Barbara freigelegt. Auch Baustrukturen der nach Räumung des Klosters im Jahr 1794 folgenden militärischen Nutzung des Geländes in französischer und preußischer Zeit wurden aufgedeckt.

Ein Mineralwasser-Krug mit einem kobaltblauen „P“ aus dem 17. Jahrhundert gebe Hinweise auf die Quellen Schwalbach und Pyrmont, erläuterte Wagner. Das Wasser diente der medizinischen Anwendung. Und über die aktenkundig gewordene Geschichte eines zeitweilig im Kloster tätigen Laienbruders und Kachelbäckers sei bekannt gewesen, dass im Kartäuserkloster ein Meisterbetrieb existiert habe, der Ofenkacheln herstellte und in Häusern Öfen setzte. Der betreffende Laienbruder habe auf Baustellen offenbar mehrfach Zinngeschirr gestohlen und sei nach einer Gefängnisstrafe schließlich aus der Stadt verbannt worden, schildert Wagner.

Zu den Funden aus der Zeit der französischen Belagerung gehört auch eine 71 Kilogramm schwere Kanonenkugel. Die nicht abgeschossene Kugel ohne Schwarzpulver sei ein seltener Fund, denn auch Kanonenkugeln wurden aufgrund ihres Materialwerts eingeschmolzen, betonte Wagner. Die Grabungsfunde, zu denen auch ein Knopf einer französischen Soldatenuniform zählt, würden derzeit konservatorisch bearbeitet und gereinigt, erläuterte er. Künftig sollen die Funde der Öffentlichkeit präsentiert werden. Der Ausstellungsort, etwa im Museum oder vor Ort auf dem Gelände, sei noch offen.

Auf dem „Campus Kartause“ wird das neue Haus der Bildung der evangelischen Kirche Köln entstehen. Hier sollen ab Ende 2026 die Melanchthon-Akademie, die evangelische Familienbildungsstätte, das evangelische Jugendpfarramt, das Schulreferat und das Pfarramt für Berufskollegs ein neues Zuhause finden. Darüber hinaus sind Wohnungen, ein Studierendenwohnheim und Büros für Verwaltung geplant.