Ausgezeichnet: Diese Schulen engagieren sich gegen Antisemitismus

Für Schulen, die sich aktiv gegen Antisemitismus engagieren, gibt es jetzt in Niedersachsen das Gütesiegel „Zusammen gegen Antisemitismus“. Das Evangelische Gymnasium Nordhorn ist eine von ihnen.

Schüler des Evangelischen Gymnasiums Nordhorn treffen Shoah-Überlebende in Israel
Schüler des Evangelischen Gymnasiums Nordhorn treffen Shoah-Überlebende in IsraelPrivat

Partnerschaften mit jüdischen Schulen, koscheres Essen in der Schulmensa sowie Lehrerfortbildungen und Schulveranstaltungen, die sich mit dem Gedenken an den Holocaust befassen: Kirchliche Schulen in Niedersachsen engagieren sich seit Jahren gegen Antisemitismus.

Deshalb gibt es jetzt das neue Gütesiegel „Zusammen gegen Antisemitismus“. Die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und die Schulstiftung im Bistum Osnabrück verleihen die zusammen mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland entwickelte Auszeichnung erstmals. Auch aus dem niedersächsischen Kultusministerium wurde bereits Interesse signalisiert, die Auszeichnung landesweit für alle Schulen einzuführen, so Kerstin Gäfgen-Track, Bevollmächtigte der Konföderation.

Heute ist das nötiger denn je. Schließlich zeigt sich gerade sehr deutlich, dass Antisemitismus weit verbreitet ist und judenfeindliche Einstellungen bis weit in die Mitte der Gesellschaft reichen.

Mehr als nur eine Selbstverpflichtung

Deshalb sieht sich zum Beispiel das Evangelische Gymnasium Nordhorn als christliche Schule besonders gefordert, Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. Sie ist eine von sechs kirchlichen Schulen in Niedersachsen, die das Gütesiegel erhält. Ebenfalls ausgezeichnet wurden die Marienhausschule und das Gymnasium Marianum in Meppen sowie Dom­schule, Ursula­­schule und die Thomas-Morus-Schule in Osnabrück.

Für die Nordhorner Schulleiterin Gabriele Obst ist das Engagement eine Selbstverständlichkeit: „Unser Anliegen ist es, in ganz besonderer Weise der Verantwortung in Deutschland gerecht zu werden.“ Judenfeindlichkeit und Christentum sind für die Pädagogin unvereinbare Gegensätze. „Antisemitismus ist Sünde wider Gott“, sagt sie.
Die besondere Verbindung zwischen Christen und Judentum macht das Gymnasium schon seit Jahren im Schulleben deutlich. So ist Antisemitismus auch unter den Schülern kein Thema, sagt Nils Vollring. Er ist Schüler im 13. Jahrgang. Für ihn ist das neue Gütesiegel wichtiger als die schon vorhandene Auszeichnung des Gymnasiums als „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“.

Das neue Gütesiegel fordere nicht nur eine Selbstverpflichtung, sondern auch Engagement, sagt Vollring. „Es geht darum, sich in der Gesellschaft aktiv einzubringen.“ So haben sich Gymnasiasten bei einer Anne-Frank-Ausstellung als Guides zur Verfügung gestellt. Schon seit 2011 gibt es eine Partnerschaft mit der Chugim High School in Haifa, mit der es schon vor vier Jahren einen Schüleraustausch gab. Auch mit einem jüdischen Gymnasium in Deutschland soll es nach dem Wunsch der Schulleiterin bald eine intensive Zusammenarbeit geben.

Koscheres Essen in der Schulkantine

Um die Auszeichnung zu erhalten, müssen Schulen umfangreiche Kriterien erfüllen. Lehrerfortbildung und Elternveranstaltungen gehören dazu, Gedenkveranstaltungen ebenfalls. Im Religions- und Geschichtsunterricht das Thema Antisemitismus fester Bestandteil. Wichtig sind daneben auch die „religionssensible Gestaltung der Schule“, etwa koschere Lebensmittel in der Schulmensa und Kontakte zu jüdischen Menschen. Das Evangelische Gymnasium Nordhorn hat sie erfüllt. Ganz selbsverständlich.