Von Gerd Herzog
Herr Kades, bei den Ausschreitungen in Ägypten wurde auch Ihre Kirche getroffen.Meine koptisch-evangelische Heimatkirche steht in Mallawi in der mittelägyptischen Provinz Minya. Dort leben viele Christen. Diese Kirche, in der ich getauft und konfirmiert wurde, ist am 16. August in Brand gesteckt worden. Jetzt stehen nur noch die Außenmauern, der Turm ist eingestürzt. Auch die orthodoxe und die katholische Kirche der Stadt wurden zerstört. Ich habe mit dem Kirchenvorstand und einigen Gemeindemitgliedern gesprochen und sie haben mir erzählt, dass sie Angst haben, auf die Straße zu gehen. Denn auch das Pfarrhaus und die Wohnung, in der ich normalerweise übernachte, wenn ich dort bin, wurden komplett ausgeraubt – alle meine persönlichen Sachen, von den Schlafzimmermöbeln bis zur Klimaanlage – alles wurde mitgenommen und anschließend wurde das Gebäude angezündet. Polizei und Feuerwehr kamen erst nach zwölf Stunden, als es zu spät war. Aber jetzt werden die Kirchen vom Militär geschützt.Wer hat das getan?Das geschah vor allem unter dem Einfluss ausländischer Islamisten aus Afghanistan, Pakistan oder Syrien. Sie haben überall ihre Zeichen hinterlassen, die schwarze Flagge von al-Qaida. Natürlich haben sich auch einheimische Extremisten an den Ausschreitungen beteiligt, aber sie waren in der Minderheit.
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