Aus für Nazarethkirche als Haus der Kulturen und Religionen München

Die evangelische Nazarethkirche in Bogenhausen wird doch nicht zum Haus der Kulturen und Religionen in München (HdKRM). Wie der interreligiöse Verein am Mittwoch mitteilte, hat man beschlossen, „die Phase der Erprobung in der Nazarethkirche abzuschließen“. Konkret scheitert die weitere Nutzung der denkmalgeschützten Nazarethkirche – deren Erhalt die evangelische Gemeinde nach einer Fusion nicht länger finanzieren kann – schon an den Kosten bis zum finalen Umbau.

„Wir müssten in den nächsten drei Jahren 150.000 Euro für die Miete ausgeben und dazu weitere 150.000 Euro aufwenden, um den Architektenwettbewerb vorzubereiten“, erklärte HdKRM-Vorstandsvorsitzender Martin Rötting auf Anfrage des Evangelischen Pressediensts (epd). Erst dann könnte es mit den eigentlichen Planungen losgehen: „Jeder bei uns will umbauen, nicht nur mieten“, betont der Salzburger Professor für Religious Studies.

Obendrein seien in der Miete noch nicht die nötigen Baumaßnahmen enthalten, um die Nazarethkirche für die Gäste des Hauses der Kulturen fit zu machen. „Es gibt zum Beispiel keinen barrierefreien Eingang und kein barrierefreies WC“, zählt Rötting auf. Um den Kirchenraum gut nutzen zu können, müssten zudem die Bänke und der Altar entfernt werden. Das evangelische Dekanat München als Vermieterin könne diese Maßnahmen – wohl ebenfalls aus Geldmangel – aber nicht umsetzen. So wird, was 2020 als hoffnungsvoller Weg begann, zur Sackgasse, über die, wie Rötting sagt, „beide traurig“ sind.

Dennoch zeigte er sich zuversichtlich, dass die Vision eines Orts für interreligiösen Dialog „nicht sterben“ werde. Sowohl Katholiken als auch Protestanten müssten ihren Immobilienbestand reduzieren, er sei deshalb „optimistisch, dass uns andere Kirchen angeboten werden“. Zugleich wünsche er sich einen visionären Blick der beiden Großkirchen: „Mit einem Haus für interreligiösen Dialog könnte die Volkskirche auch bei nicht-religiösen Menschen punkten.“ Wenn beide gemeinsam einen Ort definierten, wäre das Konzept mithilfe von Privatspendern und staatlichen Drittmitteln für Integrationsmaßnahmen „gut zu schaffen“.

Für politische Entscheider wichtig sei auch der geschlossene und öffentliche Rückhalt des Projekts durch die Spitzen der Religionsgemeinschaften. Der fällt für Röttings Geschmack noch zu verhalten aus – erst recht, seit der interreligiöse Dialog durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 auch in München einen deutlichen Knacks bekommen hat. „Wir würden uns freuen, wenn uns die Vertreter und Vertreterinnen auch aller großen Religionen zum Beispiel durch unsere Schlüsselposter unterstützen“, formuliert Rötting deshalb vorsichtig – ein solches Poster mit der dritten Münchner Bürgermeisterin Verena Dietl gibt es schon.

Für die bestehenden Angebote im HdKRM-Programm müssen nun ab Herbst Übergangslösungen gefunden werden – das sei zum Teil vielleicht auch in Nazareth möglich, hofft Rötting. Die Suche nach einem neuen Ort für das Haus der Kulturen und Religionen in München beginnt derweil von Neuem. (00/1702/05.06.2024)