Aus fünf mach eins
Fünf Kirchengemeinden haben sich zusammengeschlossen und gehen nun gemeinsame Wege – das Bild der Emmaus-Jünger inspirierte bei der Namensgebung.
Holthusen. Wer kennt sie nicht, die Geschichte von den Emmaus-Jüngern. In Erinnerung bleibt vor allem, dass hier Menschen gemeinsam auf einem Weg waren. Von diesem Bild inspiriert ist auch die Namensgebung der jetzt fusionierten Kirchengemeinden Gammelin-Warsow, Pampow-Sülstorf, Parum, Uelitz und Wittenförden.
Am ersten Adventssonntag feierte die Emmaus-Gemeinde ihre Gründung mit einem gemeinsamen Gottesdienst in Holthusen auf dem Dorfplatz. „Dieser Ort ist ziemlich genau die geografische Mitte unserer jetzt fusionierten Gemeinde“, sagt Pastor Árpád Csabay in seiner Begrüßung. Er hatte, nach dem erst 2015 erfolgten Zusammenschluss seiner Gemeinden Pampow und Sülstorf durchaus Zweifel an einer weiteren Vergrößerung der Gemeinde. „Allerdings konnte ich mir im Laufe der Zeit durchaus vorstellen, dass der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen unser Gemeindeleben nicht nur administrativ, sondern auch inhaltlich bereichert“.
Einige Gemeindemitglieder hatten Zweifel
Seit 2018 probierten die Gemeinden aus, wie viel Zusammenarbeit nötig, und wie viel möglich war. Propst Markus Antonioli erinnert sich, dass es erst nicht um eine Fusion ging: „Wir hatten vor einigen Jahren vom Kirchenkreis her angeregt, dass die Mitarbeitenden benachbarter Gemeinden miteinander gucken, wo möglicherweise Kooperationen möglich wären – dass wir hier heute die Fusion von gleich fünf Gemeinden feiern können, hätte ich mir damals nicht vorstellen können.“ Auch viele Gemeindeglieder konnten sich das nicht vorstellen – und das ist bei einigen auch heute noch so: „Wenn Vertrautes sich verändert, macht das immer auch Angst“, sagt Propst Antonioli: „Insbesondere die kleineren Gemeinden fürchten, in größeren Strukturen nicht mehr gehört zu werden.“
Gemeinsames Gemeindezentrum angedacht
In der Emmaus-Gemeinde soll das nicht passieren, haben sich die hauptamtlichen Mitarbeitenden vorgenommen. „Wir werden als Pastorinnen und Pastoren weiter in unseren regionalen Seelsorgebereichen ansprechbar sein“, betont Pastorin Wiebke Langer: Und behalten auch weiter unsere bekannten Dienstsitze mit den bekannten Büros und Kontaktmöglichkeiten.“ Perspektivisch strebt die Gemeinde zusätzlich die Errichtung eines gemeinsamen Gemeindezentrums in Pampow an, zu dem der Kirchenkreis auch bereits seine Unterstützung zugesagt hat. „Wir können dort zentrale Veranstaltungen wie zum Beispiel den Konfirmandenunterricht gestalten und sind von allen Gemeindeorten aus gut erreichbar,“ erklärt Pastorin Langer.
Zu der Fusion hatten sich die Kirchengemeinderäte nach langen Überlegungen vorrangig aus praktischen Erwägungen entschieden, sagt Pastorin Kristin Gatscha: „Der unaufhaltsame Rückgang der Gemeindegliederzahlen führt in den Landeskirchen zu Finanz- und Personalproblemen.“ Sie erhofft sich von der Fusion, „dass wir auf lange Sicht als Kirchengemeinde in der Fläche präsent bleiben und die Menschen in unseren Dörfern auch weiterhin zu den vielfältigsten Angeboten einladen können.“
Kirche braucht Veränderung, damit sie bleibt
Ähnlich sieht es auch Pastor Martin Schabow, obwohl auch er die Zweifel mancher Gemeindeglieder kennt: „Kirche braucht Veränderungen, damit sie bleibt – wir hoffen, dass eine Fusion dem vielfältigen Gepräge von Gemeindeleben mehr Ausdruck verleihen kann und nicht das kirchliche Leben in kräftezehrenden Nebensächlichkeiten verloren geht.“ Immerhin feierten trotz Kälte und Regen rund hundert Gottesdienstbesucherinnen und -besucher den ersten Schritt auf dem künftig gemeinsamen Weg. Ein Besucher hofft auf eine Weisheit aus Indien: „Mit der Ehe ist es bei uns ja oft so, dass sie in heißer Liebe geschlossen wird, und diese dann abkühlt – in Indien, wo viele Ehen aus Vernunft arrangiert werden, wächst die Liebe mit der Zeit und wird warm und verlässlich.“