Aus eigener Kraft – geflüchtete Menschen unterstützen
„Rassismuskritische Organisationsentwicklung in der Arbeit mit Geflüchteten“ war der Titel eines Fachtages vom Institut für Kirche und Gesellschaft. Es ging um Strategien gegen Rassismus im Umgang mit Geflüchteten.
Der Fachtag fand im Rahmen des vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration (MKJFGFI) geförderten Projekts „Aus eigener Kraft – Empowerment junger geflüchteter Menschen beim Einstieg in Ausbildung und Arbeit“ statt. 90 Teilnehmende diskutierten, wie eine rassismuskritische Haltung im eigenen (Arbeits-)Umfeld etabliert werden kann.
Diskriminierung und Rassismus sind gesellschaftliche Machtverhältnisse, die täglich bewusst und unbewusst (re-)produziert werden. Insbesondere die strukturelle Verankerung wird aber weiterhin tabuisiert. Eine Anerkennung von Rassismus als gesamtgesellschaftliches Problem kann den Weg ebnen, um eine rassismuskritische Haltung zu entwickeln.
Hinterfragung von Routinen
Alexandra Graevskaia von der Universität Duisburg-Essen stellte anschaulich die Ergebnisse des IAQ-Reports zu institutionellem Rassismus in Behörden vor. Für eine rassismuskritische Organisationsentwicklung gilt es, subtil wirkende Selektionen und Ausschlüsse zu identifizieren und abzubauen. Auf der institutionellen Ebene bedarf es unter anderem einer kritischen Hinterfragung von Routinen, Entscheidungen und Verfahren, Supervision, Etablierung von Beschwerdestellen und Rassismusbeauftragten. Auf der individuellen Ebene dienen auch rassismuskritische Fortbildungen, in deren Zentrum das „Identifizieren“ und „Verlernen“ von rassistischen Wissensbeständen und Routinen stehen, als Ansatz für Veränderungen.
Wie Veränderungsprozesse im eigenen (Arbeits-) Umfeld gelingen können, erläuterte die Referentin Sabrina Rahimi, Trainerin für Rassismuskritik und Empowerment. Leitfragen auf dem Weg sind hier: „Wie diskriminierungssensibel ist meine Organisation?“, „Gibt es Ressourcen für Diversitätsarbeit?“, „Welchen Beitrag kann ich leisten?“, „Wer sind meine Mitstreitenden“ und „Welche Rolle spielt die Leitung bei Veränderungsprozessen?“.
Diskurs nicht nur theoretisch führen
Nach einer Workshopphase wurden die Ergebnisse des Tages in der abschließenden Podiumsdiskussion mit Agnes Heuvelmann, Referatsleiterin im NRW-Ministerium für Kinder, Familien, Flüchtlinge und Integration, erörtert. Es sei wichtig, die Leitungsebene mit in den Entwicklungsprozess einzubinden, damit einzelne Mitarbeitende, die vielleicht sogar selbst von Rassismus betroffen sind, nicht allein für das Thema verantwortlich sind. Mahnend wurde darauf hingedeutet, dass der rassismuskritische Diskurs häufig sehr theoretisch geführt werde und daher die Gefahr bestehe, dass er an der Lebensrealität vieler geflüchteter Menschen vorbeigehe. Daher müsse darauf geachtet werden, auch Geflüchtete selbst in den Entwicklungsprozess mit einzubeziehen.
Das Institut für Kirche und Gesellschaft, Träger des Projekts, nimmt die Anregungen des Fachtages sehr ernst. Mitarbeitende des Instituts haben im November eine rassismuskritische Fortbildung absolviert.
• Maren Fischer ist Assistentin im Projekt „Aus eigener Kraft – Empowerment junger geflüchteter Menschen beim Einstieg in Ausbildung und Arbeit“.