Artikel teilen:

Augsburger Friedensfest

Die Augsburger dürfen sich glücklich schätzen, bundesweit die meisten gesetzlichen Feiertage pro Jahr zu haben, nämlich 14. Denn einer gilt nur in ihrer Stadt und fällt auf den 8. August.

Das Augsburger Hohe Friedensfest am 8. August ist der deutschlandweit einzige gesetzliche Feiertag, der sich auf eine politische Gemeinde beschränkt. Innerhalb der Stadtgrenzen haben die Bewohner arbeitsfrei. Und dadurch mit 14 gesetzlichen Feiertagen mehr als alle anderen in Deutschland.

Das Fest hat einen religiösen Hintergrund: Es wurde erstmals 1650 gefeiert, nachdem die Protestanten das Recht zur Religionsausübung und ihre Kirchengebäude wiedererlangt hatten. Zum jährlichen Festprogramm in der Schwabenmetropole gehören ein ökumenischer Gottesdienst sowie eine öffentliche Friedenstafel auf dem Rathausplatz und das historische Kinderfriedensfest.

Der Feiertag hat seine Wurzeln im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Die für die Freie Reichsstadt Augsburg geltende Parität, also die Gleichberechtigung von Katholiken und Protestanten, wurde mehrfach gebrochen. Am 8. August 1629 verbot Kaiser Ferdinand II. den 14 protestantischen Predigern der Stadt jede weitere Amtshandlung; auf dieses Datum bezog sich später das Friedensfest. Evangelische Kirchen wurden geschlossen und teils abgerissen. 1632 eroberte der Schwedenkönig Gustav Adolf Augsburg und unterdrückte die Katholiken. Den Protestanten ging es ab 1635 erneut nicht anders.

Erst der Westfälische Frieden stellte 1648 die Parität wieder her; alle städtischen Ämter wurden fortan konfessionell gleichmäßig besetzt. Als Dank für das Kriegsende und die Möglichkeit, ihren Glauben frei und gleichberechtigt leben zu dürfen, stifteten die Augsburger Protestanten zwei Jahre später das Hohe Friedensfest. Ebenfalls 1650 wurde das erste Kinderfriedensfest begangen. Seit 1950 ist der 8. August gesetzlicher Feiertag in Augsburg. 2018 nahm die Unesco das Fest ins Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes auf.