Auf Usedom sollen die Posaunen wieder klingen

Seit Pfingsten ist Christoph Tiede der stellvertretende Landesposaunenobmann. Der Pastor hat einiges vor – und schon erste Erfolge vorzuweisen.

Christoph Tiede ist neuer Posaunenobmann
Christoph Tiede ist neuer PosaunenobmannChristine Senkbeil

Usedom. Man braucht keinen roten Kopf bekommen und keine dicken Backen machen, um Trompete zu spielen. Davon musste Christoph Tiede die Schüler aus der Usedomer Grundschule als erstes überzeugen. „Bläserei muss nicht anstrengend sein!“, beschwört der Pastor am Südtor der Urlauberinsel.
Zwölf Kinder der Klassenstufen zwei bis vier hat er davon überzeugt, dass es sogar richtig Spaß macht in einem Bläserchor zu spielen – und unterrichtet sie nun wöchentlich in Flügel-, Tenorhorn oder Trompete. Gemeinsam mit Landesposaunenwart Martin Huss waren die beiden Bläser auf Werbetour in die Grundschule gegangen. Mit Erfolg. Denn Christoph Tiede, der Pfingsten als stellvertretender Landesposaunenobmann für MV feierlich eingeführt wurde, braucht Nachwuchs in der Bläserschaft.

Nur noch wenige Inselbläser

Als der Pastor vor gut einem Jahr, im März 2017, seinen Pfarrdienst für Stolpe, Usedom und Mönchow-Zecherin antrat, war das vorher pulsierende Posaunenleben des Inselsüdens fast zum Erliegen gekommen. Viel hatte sein Vorgänger Hans-Ulrich Schäfer erreicht. Doch der Nachwuchs, den er rekrutiert hatte, ist inzwischen zur Ausbildung in die Welt gegangen. „Es gibt nur noch ein paar versprengte Inselbläser“, sagt er. Sie treffen sich meist um Kantor Martin Seimer. 
Christoph Tiede liegt die Bläserarbeit nicht erst als Obmann sehr am Herzen. Er erlernte schon als Kind das Trompetespielen, nämlich bei seinem Vater, der Pastor in Kirch Baggendorf war. Kindheit und Jugend waren außerdem von den Musikfreizeiten mit Hans Peter Günther geprägt. Später arbeiteten sie viel zusammen. 2001 gründete er auf einer Reise mit der Kirchenmusikschule gemeinsam mit Günther sogar einen Bläserchor in St. Petersburg. 
Seither leitete er mehrere Posaunenchöre und ist begeisterter Chorsänger. Tiede arbeitete in Demmin, in Bergen auf Rügen  und zuletzt zehn Jahre in der Kirchengemeinde Altenhagen-Gültz. Und überall wurde musiziert.  

Sitzungen und Reisen kommen dazu

Allerdings besteht die ehrenamtliche Arbeit eines Posaunenobmanns nun nicht durchgängig darin, zu musizieren. „Leider nicht!“, sagt er. Nachdem sein Vorgänger Jens Haverland aus Semlow im vergangenen September verzog, war es deshalb gar nicht so einfach, eine Nachfolge in der Pastorenschaft zu finden. Wenn der Obmann aus Mecklenburg ist (nämlich Andreas Kuhnert aus Warin), muss der Stellvertreter aus Pommern sein. „Da muss man erstmal jemanden finden, der schreit, hier, in meinem Terminkalender ist noch Platz. Man hat eben nochmal ein paar Sitzungstermine mehr und Reisen bis nach Hamburg“, sagt er. 
Dazu kommen repräsentative Aufgaben. Den Sitz im Landesmusikrat erbte er von Eberhard Erdmann. „Gremienarbeit ist nun mal wichtig und gehört dazu“, sagt der Pastor in seiner gelassenen Art. Lebendiger wird es dafür bei Treffen mit den Regionalbeauftragten, auf Besuch bei den Chören oder gemeinsamen Konzerten. Dem Obmann obliegt auch die geistliche Betreuung der Posaunenarbeit. So hält er Andachten bei Bläsergottesdiensten oder Posaunentagen und  schreibt Geistliches für die Bläserzeitung.
Christoph Tiede freut sich auf diese Arbeit. Ein wenig mehr Luft als in Altenhagen hat er als Pastor nämlich: statt der elf Kirchen und dreizehn Friedhöfe, die in sein Gebiet fielen, sind nun „nur“ drei Kirchen und zwei Friedhöfe zu versorgen. „Das ist schon deutlich ruhiger, auch wenn dadurch nicht weniger zu tun ist“, sagt er. Die Saison steht vor der Tür. Die Kirche ist offen. „Wir versuchen, jede Woche ein Konzert anzubieten.“ Das Musikfestival spielt, die Band „Stern Meißen“ kommt. 
Auch die Gemeinde selbst singt. Einen Projektchor gibt es bereits. Und vielleicht, so hofft er, formiert sich in Usedom ja bald auch wieder ein Bläserchor.