Auf Pilger-Tour durch die Hamburger City

Pilgerpastor Bernd Lohse hat unentdeckte Schätze in Kirchen zusammengetragen – und einen neuen Pilgerweg entworfen. Er findet sich im Buch „Stattwege“.

Pilgerpastor Bernd Lohse auf dem Hamburger Rathausmarkt
Pilgerpastor Bernd Lohse auf dem Hamburger RathausmarktFriederike Lübke

Hamburg. „Schicken Sie uns ein Geheimnis!“, schrieb Pilgerpastor Bernd Lohse an die Kirchen der Innenstadt. „Etwas, das es bei Ihnen zu entdecken gibt“. Er wollte nicht die Sehenswürdigkeiten, die man schon kennt, sondern einen Hinweis auf das Ungewöhnliche. Die Einsendungen sammelte er für ein neues Projekt, das man ab Mitte April in Hamburg entdecken kann. Aus den unentdeckten Schätzen ist ein neuer Pilgerweg entstanden.

Die Idee kam Bernd Lohse, weil die Pilgertouren im Stadtpark so gut angenommen wurden. Anderthalb Jahre dauerte die Vorbereitung, jetzt ist das Buch zum Weg fertig: Es heißt „Stattwege“. Die Schreibweise ist beabsichtigt, um auf den Kontrast hinzuweisen. Pilgern und Andacht halten da, wo die Hamburger sonst das Gegenteil tun: einkaufen, hetzen oder arbeiten.

Ein ökumenischer Weg

Viele Stationen waren auch für den Pastor eine Überraschung. So verweist der an Attraktionen reiche Michel auf sein Kerzenoval. „Dieser Ort ist mir auch noch nicht aufgefallen“, sagt Lohse. Auch die Geschichte der Orgel in der Rathauspassage war ihm neu. Das Instrument stammt aus der Beatles-Stadt Liverpool, ein baugleiches verwendete John Lennon. Lohse gefällt außerdem, dass die Stadt-Pilger auf St. Pauli ein Tattoo bekommen – allerdings nur zum Aufkleben.

Dem Pastor war es wichtig, dass der Weg ökumenisch ist, so finden sich dort nun nicht nur evangelische und katholische Kirchen, sondern auch die Angelikanische St.-Thomas-Kirche, die skandinavischen Seemannskirchen sowie die Freie Evangelische Gemeinde Holstenwall.

Der Weg führt über 28 Stationen vom St.-Marien-Dom in St. Georg bis zur Hauptkirche St. Trinitatis in Altona. Zu Fuß braucht man für die Strecke etwa vier Stunden. Die gesamte Strecke ist in fünf Abschnitte unterteilt, so dass man auch nur einen Teil laufen kann. Möglich ist es auch, nur eine Station gezielt anzusteuern oder zum Beispiel nach dem Einkaufen einen Abstecher zu machen.

Buch passt in Hosentasche

Ist so ein kurzer Abstecher im Alltag schon Pilgern? Lohse findet: Ja. „Pilgern hängt nicht an den zurückgelegten Kilometern“, sagt er. Wer zum Beispiel beim Joggen ständig auf die Pulsuhr schaue und es erledige wie eine Aufgabe, der komme nicht über sich selbst hinaus. Pilgern heißt für ihn „bewusst geistlich unterwegs sein“ und „sich öffnen und über sich selbst hinauskommen“.

In der Innenstadt kann man das nun angesichts der Kreuzigungsgruppe auf dem St.-Georgs-Kirchhof oder im Beinhaus von St. Joseph. Das Pilgerzentrum an St. Jacobi will geführte Wanderungen anbieten, Interessierte sollen den Weg aber auch allein entdecken können. Lohse hofft, dass sich die Hamburger in ihrer Stadt auf den Weg machen und sie neu entdecken. Denkbar sei aber auch, das Buch an Touristen auszugeben.

Im Buch sind Weg, Streckenabschnitte und Stationen beschrieben. Es ist so klein, dass es in die Hosentasche passt. Zu jeder Station gibt es eine kurze Erklärung, außerdem enthält es geistliche Texte und Gebete, die man unterwegs lesen oder sprechen kann.

Info
Am Sonnabend, 13. April, wird der neue Pilgerweg eröffnet. Geplant ist eine sechsstündige Wanderung. Sie startet um 10 Uhr am Marien-Dom, Am Mariendom 7.Wer mitlaufen will, sollte sich beim Pilgerzentrum unter Tel 040 / 30 373 723 anmelden. Das Buch ist in den Hauptkirchen für zwei Euro erhältlich.