Auf der Suchen nach alten Münzen

In Schubläden und Dosen schlummern noch Restbestände der D-Mark. In Sparstrümpfen sammelt der Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder nun Münzen und Scheine ein – um einen wohltätigen Zweck zu unterstützen.

M. Schuppich / Fotolia

Holzminden. Heike Beckmann weiß, wie eine öffentlichkeitswirksame Spendenakquise funktioniert. Die 53-Jährige hat nicht nur eine Fortbildung im Bereich Fundraising absolviert, sie ist auch Öffentlichkeitsbeauftragte für den Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder. Zum Reformationstag hat Heike Beckmann in Holzminden einen Benefizabend organisiert, an dem sie ihr jüngstes Spenden-Projekt „Der letzte Pfennig“ vorstellte. 
„Deutschlandweit sind noch viele Münzen und Scheine der D-Mark in den Haushalten vorhanden. Mithilfe vieler Unterstützer könnte daraus ein Schatz für den Kirchkreis Holzminden-Bodenwerder werden“, erklärt die Öffentlichkeitsbeauftragte ihre Idee. Sie rief die Gäste des Benefizabends dazu auf, alte Schubladen, Schränke und Koffer nach altem Geld zu durchstöbern und die Münzen und Scheine in die Pfarrbüros der Kirchengemeinden zu bringen. Dort hat sie die handgestrickten Sparstrümpfe für die Aktion aufstellen lassen. Die hölzernen „Strumpfhalter“ sind Unikate und wurden in den Harz-Weser-Werkstätten angefertigt. 

Landeskirche stockt Betrag auf

Rund acht Milliarden Münzen schlummern nach Schätzungen der Deutschen Bundesbank derzeit in Deutschlands Sparstrümpfen, Spardosen, Weinbrandflaschen und ähnlichen Behältnissen. Ein Teil dieses „schlafenden“ Geldes will Heike Beckmann für die Stiftung „Frohe Botschaft durch Wort und Musik“ sammeln. Die drei Kirchengemeinden, die das meiste Geld in der alten Währung einsammeln, erhalten jeweils eine Prämie von 300 Euro. Die Prämierung für den Stiftungsabend am 31. Oktober 2019 geplant. Bis zum 30. Juni 2019 haben die Gemeinde-Mitglieder Zeit, das Geld in den Pfarrbüros vorbeizubringen. 
30 Strickstrümpfe sind derzeit in den Pfarrämtern der Kirchengemeinden aufgestellt. Bei Seniorennachmittagen oder zu besonderen Events sollen die Strickstrümpfe mitgenommen und an exponierter Stelle platziert werden. Die Landeskirche Hannovers stockt das eingesammelte Geld im Rahmen einer Bonifizierungs­aktion um 33,3 Prozent auf. 
Die Stiftung „Frohe Botschaft durch Wort und Musik“, deren Vorsitzende Heike Beckmann ist, hat derzeit ein Grundkapital von 425 000 Euro und finanziert aus den Zinsen seit 2004 Beiträge aus dem Bereich Wort und Musik. Beispielsweise wurden damit Orgelstipendiaten unterstützt, Noten finanziert, die Michaelisband gefördert und ein Buch der Pastorin Christiane Nadjé-Wirth mit dem Titel „Ich gebe dir mein Wort“ herausgegeben. An dem Buch haben 70 Menschen aus dem Kirchenkreis mitgewirkt und ihr persönliches Bibelwort aufgeschrieben. Jedes Jahr stellt die Stiftung rund 5000 bis 7000 Euro für soziale Zwecke zur Verfügung. „Das Geld, das wir in D-Mark erhalten, ist ausschließlich als Zustiftung gedacht“, erläutert Heike Beckmann. 

Strümpfe für Bankfilialen

Die Idee, alte Währung in Münzen oder Scheinen in den Gemeindebüros abzugeben, kam am Stiftungsabend sehr gut an. „Ich war sehr überrascht, dass allein zur Eröffnung der Spendenaktion so viele Menschen bereits ihre alten D-Mark und Pfennig-Bestände mit zum Benefizabend der Stiftung gebracht haben. Allein das Gewicht dieser ersten gespendeten Münzen beträgt knapp 4 Kilogramm“, sagt Petra Hundertmark, Ephoralsekretärin im Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder. Natürlich sei das erst der Anfang der Spendenaktion. Aber sie sei zuversichtlich, dass noch wesentlich mehr Geld zusammenkommen.
Heike Beckmann will künftig die Strümpfe, die ja nur ein Symbol darstellen, auch an öffentlichkeitswirksamen Stellen präsentieren. „Ich könnte mir die Strümpfe auch gut in Bankfilialen vorstellen“, sagt die 53-Jährige. „Ich habe einen alten Mann gesehen, der mit einem Heringstopf voller Münzen zum Benefizabend erschien“, sagt Heike Beckmann. Das mache deutlich, dass die Aktion bei den Menschen gut ankomme. Viele wollten wissen, wofür das Geld verwendet werde und es sei ihnen wichtig, sich mit der Spendenaktion zu identifizieren. 
 Heike Beckmann will nicht nur Geld für die Stiftung sammeln, sondern auch die Geschichten drumherum in Erfahrung bringen. „Ich möchte wissen, wo die alten Münzen und Scheine gefunden wurden.“ Vielleicht ergeben sich daraus Geschichten, die es wert sind, aufgeschrieben zu werden. Das sei auch eine Wertschätzung der Menschen, die sich auf die Suche nach alten Geldbeständen gemacht haben. Natürlich kann man die Stiftungsaktivitäten auch mit aktueller Währung unterstützen, sagt die Stiftungsvorsitzende und Fundraiserin Heike Beckmann und nennt die Kontonummer.
Info
Bis zum 30. Juni 2019 sind Spenden als „Zustiftung“ (VR-Bank in Südniedersachsen, IBAN DE 57 2729 0087 0000 4040 10) möglich.