Auf der Domhalbinsel von Ratzeburg wird gebaut

Die historische Domhalbinsel in Ratzeburg wird zur Großbaustelle. Sowohl die Stadt als auch die Nordkirche wollen den Standort attraktiver machen – mit großem Aufwand.

Der Architekt der Nordkirche, Jürgen Oppermann-Theophil, in der Baugrube vor dem alten Pastoralkolleg
Der Architekt der Nordkirche, Jürgen Oppermann-Theophil, in der Baugrube vor dem alten PastoralkollegNadine Heggen

Ratzeburg. Prächtig thront der Dom auf dem höchsten Punkt der Ratzeburger Halbinsel. Die dreischiffige Backstein-Basilika aus dem Jahr 1160 gehört zu den ältesten Kirchen Schleswig-Holsteins. Zudem ist sie das Herzstück des historischen Ensembles aus Baudenkmälern auf der Halbinsel, zu dem ein Herrenhaus, das Kreismuseum, die Domkaserne und der Palmberg als Gartendenkmal gehören. Das Ensemble im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg zieht jährlich 100.000 Besucher in die Inselstadt. Und damit es noch mehr werden, investieren die Stadt und die Nordkirche nun in Baumaßnahmen.

Für Menschen mit Geh­behinderungen ist der Besuch der Halbinsel nämlich bislang kaum möglich. Eine beträchtliche Steigung, Kopfsteinpflaster und Stufen zur Domplatte machen den Spaziergang beschwerlich­. Rund 2,4 Millionen Euro sollen in Wegebänder neben dem Kopfsteinpflaster, in die neue Bepflanzung von Grünflächen und in eine stufenlose Wegeschleife zum Dom fließen. Der Baubeginn ist für 2022 geplant.

Mit Denkmalschutz abgestimmt

Von einem Umkrempeln der Domhalbinsel könne aber nicht die Rede sein, sagt Stadtsprecher Mark Sauer. Alle Maßnahmen seien streng mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt. Das bestätigt der Architekt der Nordkirche, Jürgen Oppermann-Theophil. Er betreut die Baustelle hinter dem alten Pastoralkolleg, das an der Westseite der Halbinsel steht und seit vielen Jahren Weiterbildungsstätte für die rund 1700 Pastoren der Nordkirche ist. Vor zehn Jahren zog zudem das Predigerseminar für die Ausbildung von jungen Pastoren der Nordkirche von Preetz im Kreis Plön nach Ratzeburg um. Der Platz wurde knapp.

Auch am Turm des Ratzeburger Doms wird gebaut
Auch am Turm des Ratzeburger Doms wird gebautNadine Heggen

Ein zweigeschossiger Neubau soll nun dem Mehrbedarf an Seminarräumen und Gästezimmern Rechnung tragen. Er wird aus zwei Teilen bestehen und mit dem alten Pastoralkolleg verbunden sein. Dafür wurde der ursprüngliche und marode gewordene Anbau des Pastoral­kollegs abgerissen. Die darin integrierte Glaskapelle wurde sorgfältig eingelagert. Sie soll nach Fertigstellung des Neubaus an derselben Stelle wieder aufgebaut werden.

Den Tagungsbetrieb übernehmen Mitarbeiter der Vorwerker Diakonie. Sie wohnten ursprünglich in dem maroden Anbau des Pastoralkollegs und sind nun in ein neues Wohnhaus gezogen, das die Nordkirche gleich nebenan gebaut hat. Insgesamt fließen 13 Millionen Euro in die Maßnahmen, die den Standort Ratzeburg für die Nordkirchenarbeit stärken sollen. Mitte 2023 sollen die Arbeiten fertig sein.

Uhus im Dom-Turm

„Eine Auflage war, dass der Ratzeburger Dom auch vom See aus gut sichtbar bleibt und vom Neubau nicht verdeckt wird“, sagt Oppermann-Theophil. Das wird eingehalten. Die Sicht auf den Dom ist dennoch getrübt. Der knapp 48 Meter hohe Turm ist seit Anfang 2018 eingerüstet. Das Kupferdach muss erneuert werden.

Bereits diese Baumaßnahme zog sich. Uhus nisten im Ratzeburger Domturm, eine Seltenheit in der Nordkirche. Während der Brutzeit musste der Bau ruhen. Anfang 2019 war das Dach fertig, die vergoldeten Wetterhähne kehrten auf den Turm zurück. Damit war aber noch nicht Schluss. Bei der Baumaßnahme stellten Experten Schäden am Mauerwerk fest. Wegen eindringender Feuchtigkeit müssen die Fugen saniert werden. Weil einige Steine bereits locker sind, sind an dem Gerüst Fangnetze montiert.

Gutachten kommt

Ein Gutachten steht kurz vor dem Abschluss. „Wir schätzen die Kosten bislang auf 750.000 Euro“, sagt Dietmar Schorling vom Domkirchengemeinderat. Ende 2022 soll der Turm endlich fertig – und der Blick auf den Dom wieder frei sein. (epd)