Auf den Spuren des mittelalterlichen Klosterlebens

Autorin Birgit Szymanski hat Geschichten im und aus dem Kloster Frenswegen geschrieben. In ihnen vermischen sich Fakten und Fiktion.

Kloster Frenswegen bei Nordhorn fast an der niederländischen Grenze ist der Schauplatz von Birgit Szymanskis Geschichten.
Kloster Frenswegen bei Nordhorn fast an der niederländischen Grenze ist der Schauplatz von Birgit Szymanskis Geschichten.epd/Ulrich Hirndorf

Nordhorn/Frenswegen. Was passiert so alles hinter Klostermauern? Spätestens seit „Der Name der Rose“ weiß ein Leser, dass auch unter der Kutte viel Menschliches verborgen ist. Auf die Spuren des religiösen Mittelalters hat sich jetzt Birgit Szymanski begeben: Anlässlich einer Freizeit im Kloster Frenswegen hat sie vor einem Dreivierteljahr damit begonnen, Geschichten über Kloster Frenswegen zu schreiben, und das im Kloster Frenswegen. Im Herbst erscheint der erste Band, der den Novizen David in 21 Geschichten zum Protagonisten hat.

„Als ich im Rahmen einer Gemeindefreizeit der evangelisch-reformierten Kirche Bremerhaven erstmals ins Kloster gekommen bin, lautete eine der Aufgaben für die Konfirmandinnen, die dabei waren, sich eine Klostergeschichte auszudenken“, erzählt die Lehrerin. Weil das nicht so recht in die Gänge kam, dachte sie sich selbst eine Geschichte aus und ist seitdem dabei geblieben. Als dann ihr Sabbatical anstand, sie aber aufgrund der Corona-Pandemie nicht reisen konnte, ging Birgit Szymanski erneut ins Kloster und begann zu schreiben.

Von Walpurgas Wollust und anderen Nöten

Kloster Frenswegen wurde 1394 als Augustiner Chorherrenstift gegründet. Bis 1809 wurde es als Kloster geführt. Heute ist das Kloster eine ökumenische Begegnungsstätte, die als Stiftung sechs Kirchen unter einem Dach vereinigt. „Das Kloster hat im Jahr 1401 nur noch zwei Leute beherbergt, alle anderen waren an der Pest gestorben“, hat Birgit Szymanski recherchiert. „Diesen Neuanfang habe ich für meine Geschichten genutzt.“

In ihren Geschichten mischt die Autorin Historie mit Fantasie und unterfüttert das Ganze mit penibel recherchierten Hintergründen. „Ich beschreibe den Weg des Novizen zum Augustiner Chorherren“, sagt sie. „Da ich aber vom katholischen Glauben wenig weiß, habe ich mich in allen Fragen zu den Augustiner-Chorherren an Chorherr Johannes Putzinger aus dem österreichischen Stift Reichersberg gewandt.“ Ohne dessen Hilfe, so die Autorin, hätte sie das Buch niemals schreiben können. „So habe ich beispielsweise gedacht, dass bei der letzten Ölung der ganze Mensch eingeölt wird, tatsächlich wird aber nur ein Kreuz mit Öl gezeichnet.“

Leser erhalten Einblick in das Novizenleben im Kloster

Johannes ist auch der Name des Novizenmeisters, der in ihrem Buch den jungen David anleitet. Der erlebt zu Ostern, dass ein neuer Prior ankommt, um das Kloster wieder aufzubauen. Die Bibelarbeit mit dem Novizen belehrt zugleich die Leser, die über die Handlung allerlei über das Klosterleben lernen. Rosskastanienwasser zum Händewaschen in der Latrine, die Namen der lateinischen Gebetszeiten oder Begriffe wie Infirmarium gehen dem Leser bald so flüssig über die Lippen wie dem jungen Novizen, der auch mit Walburgas Wollust und allerlei Ängsten zu kämpfen hat.

„Als ich 21 Geschichten zusammen hatte, die den Novizen David von Ostern bis August begleiten, entstand die Idee, sie zu einem Buch zusammen zu fassen.“ Dazu gehören auch die ersten beiden Geschichten, die vor der Story entstanden sind und aus den ersten Klostertagen der Autorin stammen. Denn damit, sagt sie, sei sie überhaupt zum Schreiben gekommen. „Damals hatte ich ein seltsames Erlebnis“, erzählt sie, „ich hatte eine Schallzahnbürste dabei, die sich nachts dauernd selbst angeschaltet hat.“ Ein Spuk? Oder doch eher ein technischer Defekt? Für Birgit Szymanski war es jedenfalls ein Impuls, mit dem Schreiben zu beginnen. Unterstützt wird sie dabei vom Studienleiter des Klosters, Pastor Ulrich Hirndorf, der das theologische Lektorat übernommen und Fotos vom Kloster beigesteuert hat.

Bucherlös geht an die Stiftung Kloster Frenswegen

Bei einer ehemaligen Schülerin von Birgit Szymanski hat das Kloster ebenfalls seinen Zauber entfaltet, denn aktuell schreibt die Pädagogin an einem Folgeband und wird dabei nun auch von Lena Weigelt (25) unterstützt, die mitschreibt. „Im August werden zum Klostersommer einige Geschichten aus dem ersten Buch vorgestellt“, kündigt Birgit Szymansky an. Im Herbst soll das Buch „Klostergeschichten in Frenswegen“ im Selfpublishing-Verlag Tredition erscheinen. „Der gesamte Erlös aus dem Buchverkauf ist nach Abzug der Kosten für die Klosterstiftung bestimmt“, so die Autorin.