Auf den Spuren der Sachsen
Die Höhen des Eggegebirges sind geschichtsträchtig. Ein Wanderweg führt rund um Bad Driburg
Wir schreiben das Jahr 799 nach Christus. König – bald Kaiser – Karl steht auf dem Kamm des Eggegebirges nahe seiner Kaiserpfalz in Paderborn. Hier hat er eine Burganlage von den heidnischen Sachsen erobert. Zur Erinnerung lässt er eine Kirche errichten, die dem Petrus geweiht wird. Die Burg schenkt er dem Paderborner Bistum.
Ob Karl wirklich dort stand, ist nicht überliefert, aber der Rest der Geschichte ist historisch. Heute leben keine kriegerischen, heidnischen Sachsen mehr unterhalb der Burg. Stattdessen erstreckt sich im Tal der Kurort Bad Driburg. An die spannende Vergangenheit erinnert der Name eines Rundwanderweges um die Stadt, der Sachsenring.
Auf gut 18 Kilometern können Wanderer eine Menge entdecken, während sie dem weißen „S“ im weißen Kreis auf schwarzem Grund folgen. Sie müssen auch nicht den ganzen Weg laufen, es gibt immer wieder Möglichkeiten, in die Stadt zurückzukehren und den Weg in Etappen aufzuteilen.
Als Startpunkt bietet sich das Freibad an. Hier führt der Weg am gräflichen Mausoleum vorbei, in dem die Mitglieder der Familie Oeynhausen-Sierstorpff ihre letzte Ruhe finden. Das Mausoleum ist aber nur von außen zu besichtigen.
Der später in den Grafenstand erhobene Caspar Heinrich von Sierstorpff gründete 1782 das Bad, das bis heute in Privatbesitz ist. Illustre Gäste wie Friedrich Hölderlin oder Annette von Droste-Hülshoff suchten hier bereits Erholung. Ein Besuch im Kurpark mit seinen alten Baumbeständen, geschickt angelegten Sichtachsen und üppig bepflanzten Blumenbeeten sowie einem klassizistischen Gebäudeensemble, lohnt sich auf jeden Fall.
Der Kaiser-Karls-Turm bietet weiten Ausblick
An einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Stadt Bad Driburg erinnert das Reelser Kreuz. Von 1861 bis 1864 wurde durch das nahe gelegene Dorf Reelsen die Eisenbahn gebaut. Wobei gleichzeitig der Reelsener Tunnel durchbrochen und ein Straßendurchbruch über den Reelsener Berg mit dem Kreuz geschaffen wurde. Das Kreuz wurde 1863 von Landrat Freiherr Friedrich von Metternich gestiftet.
Ein richtiger Blickfang von vielen Plätzen in und um Bad Driburg ist der Kaiser-Karls-Turm. Er gehört zur Anlage der Iburg, jener alten sächsischen Burg, die der Stadt ihren Namen gibt. Denn Driburg entwickelte sich aus „zur Iburg“. In unmittelbarer Nähe des Rundweges gelegen, ist ein Abstecher fast schon obligatorisch. Vom 18 Meter hohen Turm, der 1904 fertiggestellt wurde, bietet sich einer der besten Blicke auf Bad Driburg. Bei guter Weitsicht kann man sogar den über 40 Kilometer entfernten Solling sehen.
Am Fuße des Turms liegt das Ausflugslokal Sachsenklause, in dem man sich vom bisherigen Weg erholen kann. Die Burgruine ist frei zugänglich und lässt Geschichte erforschen. Die Iburg gilt als ein möglicher Standort der Irminsul, das Heiligtum der Sachsen, das Karl der Große zerstören ließ. Darauf bezieht sich auch der Vers des Heimatdichters Friedrich-Wilhelm Weber auf einer Bronzetafel am Kaiser-Karls-Turm: „Alter Hain, aus dessen Wipfeln einst die Irmensäule ragte, die zum Schmerz und Schreck der Sachsen König Karl zu brennen wagte.“
Einst ein Bollwerk bei der Missionierung der Sachsen, verlor die Iburg im Lauf der Geschichte an Bedeutung und wurde nach ihrer Zerstörung im Jahr 1444 durch Herzog Otto von Braunschweig nicht wieder aufgebaut. Schautafeln informieren über die wechselvolle Geschichte der Burg, die zeitweilig sogar ein Benediktinerinnenkloster beherbergte.
Nach einem letzten Anstieg auf dem Rundwanderweg wartet noch ein besonderer Leckerbissen auf den Wanderer: das Buddenberg-Arboretum. Auf etwa zehn Hektar lassen sich im Baumpark auf dem Steinberg über 200 einheimische und exotische Baumarten wie Ginkgo, Pfaffenhütchen, Zaubernuss, Kaugummibaum, Taschentuchbaum und der Federbuschbaum entdecken sowie stattliche Eichen. Oft handelt es sich bei den Exoten des Arboretums um Arten aus Amerika oder Asien, die vor der Eiszeit schon hier heimisch waren.
Stadtgeschichte im Glasmuseum entdecken
Große Sichtachsen eröffnen Ausblicke auf das Eggegebirge bis weit hinein ins Weserbergland. Außerdem gibt es im Arboretum einen geologischen Steinbruch und 20 Hügelgräber aus der Bronzezeit.
Wer den kompletten Sachsenring erwandert hat, kommt nun nach einem kurzen Abstieg wieder an den Ausgangspunkt, das Bad Driburger Freibad.
Und wer nach all den Ausblicken unterwegs neugierig geworden ist, was Bad Driburg sonst noch zu bieten hat, für den ist folgender Tipp: Das waldreiche Eggegebirge eröffnete der Stadt Driburg ab dem 16. Jahrhundert eine weitere Einkommensmöglichkeit. In Waldglashütten wurde Glas hergestellt und dessen Produkte über Fernhandelswege in ganz Europa vertrieben. Die Waldglashütten exisitierten, bis im 19. Jahrhundert das Gebiet an die Preußen ging, die die Abholzung untersagten. Die Geschichte, die bis heute reicht, wird im Glasmuseum der Stadt Bad Driburg, dem Heinz-Koch-Haus, gezeigt.
Und zum guten Schluss noch eine ganz persönliche Empfehlung: Der Kurpark von Bad Hermannsborn, nur wenige Kilometer entfernt, ist eine Entdeckung wert. Schöne alte Bäume, bunte Blumenbeete, idyllische Wege und Teiche mit künstlich angelegten Wasserfällen laden zu kompletter Entschleunigung. Nicht das Schlechteste nach einer anstrengenden Wanderung auf dem Sachsenring.