Atomkritiker zur Lage in der Asse: “Lemke muss Zügel anziehen”

Die atomkritische Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) dazu aufgefordert, beim Krisenmanagement des von vermehrten Wasserzuflüssen betroffenen Atommülllagers Asse „die Zügel anzuziehen“. Die Betreiberin des Lagers für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), sei „offenbar von sich aus nicht in der Lage, die Probleme in der Asse zu lösen“, sagte Claus Schröder von der Asse-Fachgruppe der Arbeitsgemeinschaft am Sonnabend in Salzgitter. Die BGE müsse „engmaschig kontrolliert und mit zusätzlichem Fachverstand unterstützt werden“.

Die Arbeitsgemeinschaft fordert, die Rückholung der rund 126.000 Atommüllfässer in der Asse zu beschleunigen. Dies sei unter Sicherheitsaspekten gegenüber einer Flutung des ehemaligen Salzbergwerkes die „einzige akzeptable Lösung“. Zudem müsse angesichts des vermehrten Wassereinbruchs die Pumpleistung in der Asse erhöht und vorsorglich die Möglichkeit geschaffen werden, kontaminierte und nicht kontaminierte Salzlösung voreinander zu trennen.

Bundesumweltministerin Lemke hatte bereits am Dienstag ihre Sorge über die aktuelle Situation in der Asse bekundet und angekündigt, sie werde sich von den Verantwortlichen der BGE zeitnah berichten lassen, wie sie die Lage einschätzten und welche Schlussfolgerungen sie zögen. Die vom Bundestag 2013 mit großer Mehrheit beschlossene Bergung des in der Asse gelagerten Atommülls sei auch nach derzeitigem Stand die sicherste Option und sollte weiterhin oberste Priorität haben.

In die offiziell als „Versuchsendlager“ deklarierte Asse wurden zwischen 1967 und 1978 unter anderem rund 100 Tonnen Uran, 87 Tonnen
Thorium, 28 Kilogramm Plutonium und 500 Kilogramm extrem giftiges Arsen verbracht. Um das Atomlager sicher zu schließen, sollen die Abfälle
geborgen und an die Oberfläche geholt werden.

Seit 1988 läuft Salzwasser in die Asse, täglich rund 12.000 Liter. Die BGE hat den Großteil über Jahre überwiegend in 658 Metern Tiefe in der sogenannten Hauptauffangstelle gesammelt, nach radiologischer Freigabe nach oben gebracht und abtransportiert. Doch seit ein paar Monaten verändert sich der Salzwasserzufluss: Die BGE verzeichnet in der Hauptauffangstelle einen Rückgang, gleichzeitig läuft an mehreren Stellen unterhalb von 658 Metern mehr Salzwasser zu. Bei den noch etwas tiefer liegenden Sammelstellen – direkt vor den Einlagerungskammern des Atommülls auf der 750-Meter-Ebene – ist laut BGE bislang kein Anstieg des Salzwasserpegels zu beobachten.

An den Plänen zur Rückholung hält die BGE nach eigenem Bekunden fest. Eine Flutung des Bergwerks, die das Ende aller Rückholpläne bedeuten würde, werde nur dann umgesetzt, wenn der Lösungszutritt technisch nicht mehr beherrschbar ist. Dies sei derzeit aber nicht der Fall.