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Astrophysiker Lesch: Elon Musk geht es nur noch um Macht

Der Münchner Astrophysiker Harald Lesch ist bekannt dafür, schwierige wissenschaftliche und philosophische Sachverhalte verständlich erklären zu können. Warum ihn Elon Musk an den Bond-Schurken in “Moonraker” erinnert.

Geld ist für den Multimilliardär Elon Musk nach Ansicht von Astrophysiker Harald Lesch längst irrelevant. Es gehe ihm letztlich um Macht, sagte Lesch der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstag). “Nur liegt aber in den demokratisch verfassten Ländern die Macht beim Souverän, also bei den Wählerinnen und Wählern. Und nicht bei einer Einzelperson, zumindest in der idealistischen, naiven Vorstellung.” Die jüngsten Ereignisse belehrten einen aber eines Besseren. Sie zeigten, dass sich inzwischen Figuren mit sehr viel Geld in der Nähe des mächtigsten Mannes der Welt herumtrieben.

In Bezug auf Musk falle ihm der James-Bond-Film “Moonraker” aus den 1970er Jahren ein, erklärte der Wissenschaftler. Da gebe es eine eigenartige Figur, die sich im Weltraum eine Station mit allem Drum und Dran baue und die Menschheit erpresse. Musk sei auf dem besten Wege, in genau so eine Position zu kommen mit seinen Starlink-Satelliten. “Er wird zu einer Figur, um die man nicht mehr herumkommt, wenn man über globale Auswirkungen von Kommunikation spricht.” Denn die Hälfte der Satelliten im All gehöre ihm.

Zugleich sei er immer wieder erstaunt, dass die Leute Musk für ein Genie hielten, sagte Lesch: “Die Tatsache, dass jemand sehr viel Geld mit irgendetwas verdient, sagt nichts über seine intellektuellen Fähigkeiten aus.” Das spreche aber für eine gewisse ökonomische Schlitzohrigkeit. Musk sei in keiner Weise Techniker, der irgendetwas entwickelt hätte, gab der Astrophysiker zu bedenken.

“Seine Ideen sind natürlich ausschlaggebend, weil er mit seinem Geld sehr viele Leute in Anführungsstrichen ‘inspiriert’ und bezahlt, um sie dazu zu kriegen, gewisse Dinge zu erfüllen”, räumte Lesch ein. Die Konsequenzen daraus seien ihm letztlich egal, Hauptsache, sein Einfluss wachse. Ablesen lasse sich das an den Dingen, die um den Erdball herum passierten. Da gehe es um Überwachung, Steuerung und Kontrolle. “Und das ergibt dann mit Gier zusammen eine der Kardinalssünden.”

Pläne, um irgendwann auf den Mars fliegen zu können, nannte Lesch “einfach Geschwätz”. Die Frage sei, was die Menschen dort wollten. Selbst wenn der Planet erdähnlich geformt werden könne, wäre es besser, Musk nähme sein Geld und löste die Probleme auf der Erde, so der Wissenschaftler. Wenn jene “100-Millarden-Typen” wie Musk, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos jeweils 50 oder 60 Milliarden zusammenlegen würden, könnten sie etwa irgendwo in der Wüste ein 100 Kilometer mal 100 Kilometer großes Solarkraftwerk bauen, um damit Energie für die Welt bereitzustellen. Das wäre eine Art von Verantwortungsbewusstsein, die er diesen Figuren riete, so Lesch.