Außerirdische würden sich an den Kopf fassen, wenn sie sehen könnten, wie Menschen miteinander umgingen, sagt Astrophysiker Harald Lesch. Beim Klimawandel hat er noch Hoffnung – nicht nur, weil er auch an Wunder glaubt.
Astrophysiker Harald Lesch (65) zeigt sich überzeugt davon, dass Außerirdische – sofern es sie gibt – beim Anblick der Zustände auf der Erde entsetzt wären. “Ein Alien würde kehrtmachen und augenblicklich auf seinem Raumschiff wieder wegfliegen”, sagte Lesch der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Die vielen Kriege und das erneute Aufrüsten würden einem Außerirdischen vermutlich die Worte entlocken: “Die sind ja völlig ballaballa. Merken die denn nicht, dass sie nur gemeinsam auf diesem Boot arbeiten können?”
Im bayerischen Kloster Polling tritt Lesch von Freitag bis Sonntag auf. Am Sonntag liest der Wissenschaftler aus der von Papst Franziskus veröffentlichten Umwelt-Enzyklika “Laudato si”.
Nach Worten von Lesch ist dieses Schreiben so wuchtig, “dass die Dogmatiker unter den Theologen ihre liebe Mühe damit hatten”. Denn Franziskus zitiere darin keine Päpste, sondern wissenschaftliche Organisationen. Das habe es zuvor in einem solchen Schreiben noch nie gegeben. Der Astrophysiker sagte, dass die katholische Kirche längst “ihren Frieden” mit den Naturwissenschaften gemacht habe.
Bei der Klimakrise sieht Lesch noch nicht alles verloren. “Es ist ja nicht so, dass gar nichts zum Guten passiert wäre.” In Deutschland werde Strom zu knapp 63 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen. Kalifornien liege schon fast bei 100 Prozent.
Lesch nennt sich selbst einen realistischen Optimisten. “Ich weiß, dass vieles gut wird, auch wenn manches nicht funktioniert.” Ansonsten schaue er das über seinem Schreibtisch hängende Bild von Hannah Arendt an. Von der Publizistin stamme der Satz: “Wenn Menschen zusammenkommen, kann man mit Wundern rechnen.” Auf die Frage, ob er gläubig sei, antwortete Lesch: “Evangelischer Christ. Da heißt es Glaube, Liebe, Hoffnung. Hoffnung ist auf jeden Fall dabei, Liebe, soweit irgendwie möglich, und der Glaube, dass alles schon irgendwie enden wird.”