Astronom: Mögliche Auswirkungen von Satelliten besser erforschen
Manchen ist es beim Sternschnuppen-Suchen schon aufgefallen: Neben Sternen erleuchten auch Satelliten den nächtlichen Himmel. Die Auswirkungen könnten aus wissenschaftlicher Sicht enorm sein – auch für die Erde.
Wie sich der massive Satelliteneinsatz von Multi-Unternehmer Elon Musk auswirken könnte, ist nach Worten eines Astronomen noch zu wenig erforscht. “Im Grunde haben wir bis heute noch keine Ahnung, wie groß das Problem aktuell schon ist und wie groß es wird”, sagte Thomas Schildknecht im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Montag). Wenn Satelliten in der Atmosphäre verglühten, würden sie zwar nicht zu Weltraumschrott. Andererseits könnte massenhaft freigesetzter Ruß die Ozonschicht schädigen und zur Erderwärmung beitragen.
Dafür sei entscheidend, wie viele Satelliten unterwegs seien. Momentan handle es sich um rund 6.300 des Projekts Starlink, erklärte der Vizedirektor des Astronomischen Instituts der Universität Bern und Direktor des Observatoriums Zimmerwald. “Auch andere kommerzielle Unternehmen wollen Tausende Kommunikationssatelliten in den erdnahen Weltraum bringen, daneben auch die Europäische Union und Staaten wie China.” Ob es im Erdorbit bald 50.000 oder 100.000 Satelliten geben werde, wisse niemand.
Solche “Megakonstellationen” könnten das Müllproblem im All verschärfen, warnte Schildknecht. Wenn Satelliten etwa kollidierten, “könnte es zu einer regelrechten Explosion von Weltraumschrott auf diesen Bahnbereichen führen. Wer ist dann verantwortlich? Wer bezahlt?”
Astronomische Beobachtungen seien schon jetzt erschwert, erklärte der Experte. “Auch wenn man die kleinen Satelliten von bloßem Auge nicht sieht, sind sie mit einem großen Teleskop sehr hell zu erkennen.” Astronominnen und Astronomen müssten genau wissen, wann ein Satellit sich wo aufhalte, um ihre Beobachtungen darauf abzustimmen. Auch Radioteleskope würden gestört.
Schildknecht sprach sich für klare Regeln aus. “Der Weltraum ist zwar Allgemeingut, jeder und jede darf den Weltraum nutzen. Aber bei den Satellitenkonstellationen haben wir es de facto mit einer exklusiven Nutzung eines Bahnbereichs zu tun.” Eine international verbindliche Regelung gestalte sich allerdings schwierig, “da große wirtschaftliche und militärisch strategische Interessen involviert sind”.