Metallisch schimmernde Augen dank Graphit und Mangan. Tübinger Wissenschaftlerinnen haben im Iran eine uralte, besondere Make-up-Rezeptur entdeckt – nachhaltig vor Ort produziert.
Assyrerinnen haben vor 2.900 Jahren offenbar ein besonders auffälliges und gut zu tragendes Augen-Make-up benutzt. Ein internationales Archäologenteam unter Leitung der Universität Tübingen entdeckte in der Fundstätte Kani Koter im heutigen Nordwesten des Iran eine für das 7. bis 9. Jahrhundert vor Christus einzigartige Kajal-Rezeptur.
“Statt Blei oder organische Inhaltsstoffe, wie sie typischerweise in alten Rezepturen zu finden sind, wurde hier Graphit verwendet, was gut auf der Haut haftet und ihr ein auffällig schimmernd metallisches Aussehen verliehen haben dürfte”, sagte die Leiterin des Forschungsteams, Silvia Amicone, am Dienstag in Tübingen.
Die Verwendung von Graphit und Manganerz deute auf eine innovative Verwendung von örtlich verfügbaren Materialien aus dem mineralreichen Zagros-Gebirge hin. Die Wissenschaftlerinnen betonten, die Erforschung der Grabbeigaben öffne ein Fenster in eine frühere Welt, die der heutigen in überraschenden Details ähneln könne.
Entdeckt wurde das Kajal-Pulver als Beigabe in den Gräbern von Eliten der assyrischen Gesellschaft. Beim Ausgraben von mehreren Gräbern fanden sich auch Gegenstände für die Körperpflege wie Spiegel und Instrumente zum Auftragen von Make-up. Das Graphit-Kajal-Pulver wurde in einem kleinen Keramikgefäß gefunden und chemisch analysiert.