Artikel teilen:

Arte-Drama zeichnet die Entführung von Jan-Philipp Reemtsma nach

26 Jahre nach der Gewalttat wurde die Entführung von Jan-Philipp Reemtsma filmisch aufgearbeitet. Das Drama ist sensibel aus Sicht der Familie – und schonungslos in Bezug auf die Arbeit der Hamburger Polizei.

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Am Abend vor der Entführung des Hamburger Sozialforschers Jan Philipp Reemtsma (Philipp Hauß) im März 1996 gerät dieser mit seinem 13-jährigen Sohn Johann (Claude Heinrich) wegen einer Klassenarbeit aneinander. Das spätere Verbrechen löst in dem Jugendlichen widersprüchliche Gefühle aus und lässt ihn die distanzierte Beziehung zu seinem Vater neu bewerten. Derweil versuchen seine Mutter Ann Kathrin (Adina Vetter), die Polizei und Freunde der Familie mit den Entführern zu verhandeln. Zwei Beamte unter Decknamen leben nun Tag und Nacht mit im Haus.

Nach den autobiografischen Erinnerungen des Sohnes setzt der intensive Film von Hans-Christian Schmid von 2022 die beklemmende Ohnmacht der Angehörigen eindringlich in Szene. Ihre permanente Anspannung angesichts der Willkür der Täter wird in eine quälende Form der Spannungsdramaturgie übersetzt, die ohne viele Worte eine große emotionale Dichte erschafft.

Das Drama ist sensibel aus Sicht der Familie und schonungslos in Bezug auf die Arbeit der Hamburger Polizei. Detailgenau zeichnet der einfühlsame Spielfilm 33 Tage zwischen Hoffen und Bangen in der Villa in Hamburg-Blankenese nach. Angenehm ist, dass die Filmemacher mit ihrer Betrachtung der Geschichte bei den Angehörigen des Millionärs und Publizisten bleiben. Sie wechseln nie in die Täter-Perspektive und gehen auch nicht an den Ort des Verbrechens.

Die Filmemacher erzählen als Außenstehende über die innersten Bereiche einer Familie in einem absoluten Ausnahmezustand. Michael Gutmann und Hans-Christian Schmid ist es dabei gelungen, die Gefühle aller Beteiligten wie unter einem Brennglas auszudrücken.