Arte-Doku über Pioniere des “Grünen Fliegens”

Fliegen gehört für viele zu ihrem Leben dazu – ob beruflich oder privat. Deshalb wird inzwischen an klimafreundlicherem Fliegen gearbeitet. Eine Arte-Doku zeigt den aktuellen Stand der Entwicklung.

Der weltweite Flugverkehr steht für Freiheit und Abenteuer mit Zeitersparnis. Wegen seiner fossilen Treibstoffe ist das Fliegen aber auch klimaschädlich und deshalb in der Kritik. Die Luftfahrt hat derzeit einen Anteil von zwei bis vier Prozent am weltweiten Kohlenstoffdioxid-Ausstoß. Bis zum Jahr 2050 könnten Flugzeuge schon 22 Prozent aller CO2-Emissionen verursachen. Jeder Passagier trägt dazu bei, wenn weiter mit Kraftstoff aus Erdöl geflogen wird. Aufgrund dieser Prognose befasst sich die Arte-ZDF-Dokumentation “Grünes Fliegen – Reisen in der Zukunft” am Dienstag um 20.15 Uhr mit der Möglichkeit von klimafreundlicheren Flugreisen.

Den Hamburger Journalisten und Filmemacher Peter Bardehle fasziniert das Fliegen schon immer. Besonders die Geschichte der Fliegerei mit ihren Pionieren wie Ingenieur Hugo Junkers (1859-1935) und Flugzeugkonstrukteur Willy Messerschmitt (1898-1978) und ihren Irrwegen hat es ihm angetan. “Mit dem Grünen Fliegen schauen wir zum ersten Mal nicht zurück, sondern nach vorn”, beschreibt Bardehle sein Interesse, für diesen Beitrag einige Pioniere des Grünen Fliegens zu begleiten. Er habe dafür intensiv recherchiert. In seinem Beitrag lässt er die modernen Erfinder zu Wort kommen. Diese könnten “unsere Welt wirklich voranbringen”, findet der Filmemacher. Aber auch Kritikern hört er zu.

Im Kampf um die Zukunft der Luftfahrt stehen sich Aktivisten und Industrie unversöhnlich gegenüber. Das zeigt ein Besuch der wichtigsten Fachmesse der europäischen Geschäftsluftfahrt – “EBACE” – in der Schweizer Kantonshauptstadt Genf. Angereist, um ein Zeichen gegen Privat-Jets zu setzen, ist auch die Kölnerin Anne Kretschmar. Sie und andere Aktivisten der Organisation “Stay Grounded” (“Bleibt am Boden”) wollen die Lust am Fliegen in ein schlechtes Gewissen verwandeln und so viele Flugzeuge wie möglich stilllegen.

In der Luftfahrt werden derweil weltweit neue Antriebe mit Elektrotechnik und Wasserstoff als Alternative weiterentwickelt. Hunderte Start-Ups arbeiten am Flugverkehr ohne Klimabelastung; der Wettlauf um Patente läuft auf allen Kontinenten. In China wurde bereits die erste elektrische Personen-Drohne für autonomes Fliegen ohne Piloten zugelassen. Und bei den Olympischen Spielen im Juli in Paris soll es erste Versuchsflüge mit einem Lufttaxi geben.

Beim Thema Elektroflugzeug hat ein Luftfahrt-Ingenieur aus Göteborg den Filmemacher besonders beeindruckt. Anders Forslund wurde von seinem ersten Elektroflug so inspiriert, dass er in Göteborg das Start-Up “Heart Aerospace” gründete, um ein Elektroflugzeug zu bauen, das speziell nördliche Länder versorgen kann. Nun tüftelt der Schwede an Platz für mehr Passagiere und längerer Reichweite. Dabei setzt er erst auf einen Hybrid als Vorstufe – wie bei Elektroautos. “Anders Forslund verkörpert für mich den idealen Pionier: Er weiß genau, was sich ändern muss”, sagt Bardehle. Forslund will die Fliegerei nicht aufgeben, weil die Menschen diese genauso bräuchten wie das Internet, sagt er in der Doku.

In dem 90-minütigen Beitrag werden einige Pioniere des Grünen Fliegens und wichtige Meilensteine vorgestellt, angereichert durch seltene Filmaufnahmen. So ist die Kamera exklusiv beim weltweit ersten Flug mit flüssigem Wasserstoff dabei. Das Filmteam durfte auch über ein Jahr lang immer mal wieder das deutsche Start-Up-Unternehmen “Volocopter” begleiten. Es entwickelt im baden-württembergischen Bruchsal Flugtaxis für Passagiere und Lastendrohen.

Filmemacher Peter Bardehle war der Wirklichkeits-Check wichtig. Kann klimafreundliches Fliegen funktionieren, spielt die Technik mit? “Offen bleibt, wann sich die Behörden trauen, die Genehmigungen auszustellen. Es ist für sie alles Neuland”, sagt der Journalist. Um keine Flugzeugkatastrophen zu riskieren, seien die Behörden diesbezüglich noch sehr vorsichtig.