Arte-Doku mit seltenen Aufnahmen aus Amazonien

Anschaulich zeigt eine Arte-Doku isoliert lebende Naturvölker und deren soziale Kultur im Regenwald. Diese Schatzkammer des Lebens mit vielen seltenen Tierarten ist mehreren Gefahren ausgesetzt.

9.300 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Deutschland und Amazonien. Westeuropa und das Einzugsgebiet des Amazonas trennen aber nicht nur tausende Kilometer – es liegen auch im übertragenen Sinn Welten zwischen beiden Regionen. Die 53-minütige Arte-Dokumentation „Abenteuer Amazonien: Expedition in den Regenwald“ gibt mit seltenen Aufnahmen am 9. März um 21.05 Uhr einen vielschichtigen Einblick in den Lebensraum des Amazonasbeckens.

Das weltweit größte zusammenhängende Landschaftssystem beheimatet nicht nur isoliert lebende Naturvölker und deren einzigartige soziale Kultur, sondern auch seltene Tierarten. Doch der einzigartige Regenwald als Schatzkammer des Lebens ist durch Landraub und Goldgier bedroht.

Das Amazonasgebiet verzeichnet viele Superlative: Dort fließt der mächtigste Fluss der Erde, wächst der weltweit größte zusammenhängende tropische Regenwald. Und dort lebte vor Jahrtausenden offenbar eine bevölkerungsreiche und sozial hoch entwickelte Kultur.

Rekordverdächtig ist für die Berliner Filmemacherin Iris Gesang zudem ihr Protagonist Roland Garve – er war ein wichtiger Schlüssel zum Gelingen ihres Films. Über drei Jahrzehnte lang hat er aus Abenteuerlust und Leidenschaft eigenfinanzierte Expeditionen zu einigen der etwa 90 Naturvölker unternommen. Sie leben bis heute abgeschieden von der Außenwelt in Amazonien. Dem Zahnarzt, Ethnologen und Fachbuchautor gelang es über medizinische Hilfe, Vertrauen zu den zurückgezogen lebenden Amazonasbewohnern zu gewinnen.

Nur durch Garves Vermittlung war es dem Filmteam schließlich sogar möglich, das Trauerritual eines indigenen Volkes im oberen Xingu-Gebiet Brasiliens mit der Kamera zu begleiten. Die Matipu pflegen ihre Traditionen als Jäger und Sammler. Rund 300 von ihnen leben in einem abgeriegelten Gebiet in zwei Dörfern. Ein schönes Äußeres verkörpert für sie die Reinheit der Seele. Außergewöhnliche Filmaufnahmen vom Bemalen der Körper, Gruppentanz, Weinen und Ringkampf lassen den Betrachter an einem uralten Abschiedsritual teilhaben.

Der erste Kontakte zu isoliert lebenden Menschen sei „ein starkes und wechselhaftes Gefühl, zwischen Angst und Neugierde, also von beiden Seiten“ gewesen, sagt Roland Garve. Vorher abgestimmt, behutsam, rücksichtsvoll und mit gebührendem Abstand gelangen Gesang Filmaufnahmen mit Seltenheitswert. „Ich werde das nie vergessen“, erinnert sich die erfahrene und weit gereiste Dokumentarfilmerin an diese Dreharbeiten.

Aber die Filmemacherin wirft auch einen wissenschaftlichen Blick auf Amazonien: Für die Doku besucht Gesang die Klimafolgenforscherin Anja Rammig. Sie ist Teil des internationalen Forschungsprojekts „AmazonFACE“ im Norden Brasiliens. Es untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf das empfindliche Ökosystem Regenwald.

Gesang trifft auch Eckhard Heymann in Peru. Er erforscht, wie Primaten der Gattung Klammeraffen dem Naturraum Regenwald als „fleißige Gärtner“ helfen. Heymann hat auch entdeckt, dass verschiedene Tamarin-Arten als Vorbild für die Körperbemalung der Einheimischen dienen. „Ich glaube, es war das größte Abenteuer meines Lebens, dass ich angefangen habe, hier zu forschen. Alles ist mit allem verbunden, und hier spürt man es direkt“, erklärt der Tropenökologe.

Amazonien ist prall gefüllt mit Leben und ein Schatz der Natur – nicht nur für die Menschen dort, sondern für die ganze Welt. Deshalb war es Iris Gesang wichtig, möglichst viele Ursprünge und Forschungsrichtungen abzubilden. Natur, Kultur, authentisches indigenes Leben und Klimafolgenforschung sind inhaltliche Schwerpunkte ihrer sehenswerten Dokumentation.

Sie ist eingebettet in einen Naturfilmabend auf Arte am 9. März. Vorher zeigt der Kultursender um 20.15 Uhr „Abenteuer Mongolei – Reise ins Land der Nomaden“; später folgt um 22.00 Uhr „Abenteuer Honduras – Reise in eine verschwundene Welt“. Die drei Einzelproduktionen wurden zur Doku-Reihe „Abenteuer“ gebündelt. Einen Abend lang bringen sie die große, bunte und ferne Welt ins heimische Wohnzimmer.