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ARD zeigt neuen “Sörensen”-Krimi von und mit Bjarne Mädel

Kommissar Sörensen wird weiter von einer Angststörung gequält. Nach dem Auftauchen einer Teenagerin, die noch nie ihr Elternhaus verlassen hat, ist er mit einer christlich-fundamentalistischen Sekte konfrontiert.

Kommissar Sörensen (Bjarne Mädel) dreht die Tablettenschachtel mehrmals um. Seit Jahren werden ihm die Medikamente verschrieben, damit er besser mit seinen Angstzuständen leben kann. Gleichzeitig tippelt eine junge, nur mit einem Nachthemd bekleidete Frau durch die finstere Nacht. Die erste Begegnung der beiden endet beinahe in einer Katastrophe. Erst im letzten Moment sieht der Polizist die Unbekannte auf der unbeleuchteten Landstraße – und bremst ab.

Die Konversation der beiden gestaltet sich schwierig. “Bist Du der Teufel?”, ist die einzige Frage, die Jette (Liv Clasvogt) dem Kommissar stellt. Bald stellt sich heraus, dass sie aus einem Keller entwichen ist, in dem sie seit ihrer Geburt gelebt hat. Als ungewöhnlich empfand das von Geburt an blinde Mädchen seine Situation nie. Mit Verweis auf die Bibel hatte ihr Vater sie gelehrt, dass Menschen mit Behinderung unwürdig seien, in der Gesellschaft zu leben. Eine These, die auf vehementen Widerspruch auch der Kirche treffen dürfte.

So beginnt “Sörensen fängt Feuer”, die zweite Verfilmung eines Krimis um den wortkargen Sörensen, den es von Hamburg ins ostfriesische Dörfchen Katenbüll verschlagen hat. Das Drehbuch schrieb Jens Stricker selbst nach seinem eigenen, gleichnamigen Bestseller. Bjarne Mädel führt das zweite Mal Regie und glänzt in der Titelrolle. Die ARD strahlt den künstlerisch innovativen und spannenden Film am Mittwoch, den 18. Oktober, um 20.15 Uhr aus. In der Mediathek ist er schon ab 11. Oktober abrufbar.

Jette fasst sofort Vertrauen zu Sörensen und dessen Hund. Daher schlagen seine Kollegen Jennifer Holstenbeck (Katrin Wichmann) und Malte Schuster (Leo Meier) mit einigem Nachdruck vor, dass die obdachlose Frau vorübergehend in Sörensens Junggesellenhaushalt unterkommen soll. Ganz abgeneigt ist er nicht: Ihm macht die Einsamkeit ansonsten zu schaffen. Vor allem spürt er, dass Jette seine Nähe braucht, um über ihr jahrelanges Martyrium zu sprechen.

Sie ist unterernährt und findet sich im Alltag nicht zurecht. Ihr Vater gehört zu einer fundamentalistischen, christlichen Sekte, zu der sich einige Familien in Katenbüll bekennen. Nach Jettes plötzlichem Auftauchen in der Öffentlichkeit häufen sich in der Gemeinde die Todesfälle.

Während Sörensen langsam die Geheimnisse in den Wohnzimmern der Gläubigen entschlüsselt, hat er auch mit sich selbst zu tun. Er ist entschlossen, die Tabletten abzusetzen, mit denen er seine Angstzustände bekämpft. Die Nebenwirkungen des Entzugs unterschätzt er indes.

Nach “Sörensen hat Angst” erweist sich Publikumsliebling Bjarne Mädel, der diesen Roman bereits 2018 als Hörspiel eingesprochen hatte, erneut als begnadeter Regisseur mit ausgeprägtem Gestaltungswillen. Vom Vorspann bis zur Auflösung der Mordserie wird der Film von innovativen, sehenswerten szenischen Einfällen getragen, die nie zum Selbstzweck werden und sich immer der Handlung unterordnen. Erneut transferiert er auch den Ton des Romans, getragen von trockenem Humor, erfolgreich auf den Bildschirm.

In dieser Qualität gehört der Film sicher zu den Favoriten bei allen Fernseh- und Krimipreisen der kommenden Monate. Außerdem sollte Bjarne Mädel unbedingt vor und hinter der Kamera weiter machen.