ARD-Karfreitagsgottesdienst: Leid der Nächsten ertragen und bekämpfen

Im ARD-Fernsehgottesdienst am Karfreitag hat der evangelische Theologe Martin Engels dazu aufgerufen, anderen Menschen in ihrem Leid beizustehen. „Unter dem Kreuz Christi ist es unsere Aufgabe, mit aller Kraft gegen das Leiden unseres Nächsten zu kämpfen“, sagte der Oberkirchenrat in dem Gottesdienst in der evangelischen CityKirche in Wuppertal-Elberfeld. „Als Mitleidende stehen wir unter dem Kreuz Jesu vor der Aufgabe, die Ohnmacht mit auszuhalten und das Wenige, was zu tun ist, tun.“ Die Verzweiflung über Leid und sinnlose Gewalt verbinde alle Menschen weltweit.

An Karfreitag erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu. „Die Geschichte der Welt und die Geschichte Gottes kreuzen sich auf dem Berg Golgatha“, der Kreuzigungsstätte, sagte Engels, der als Leiter des Evangelischen Büros in Düsseldorf die evangelischen Landeskirchen in Rheinland, Westfalen und Lippe bei Landtag und Landesregierung von Nordrhein-Westfalen vertritt. „Für Christinnen und Christen verbindet sich hier der Leidensweg von Gottes Sohn mit den Geschichten all derer, die durch Krankheit, Leid und Gewalt um ihr Leben betrogen worden sind.“

An Karfreitag hätten die Gewalt, das Böse und das Chaos der Welt das letzte Wort, erklärte der 43-jährige Theologe. Der leidende Jesus passe nicht zu den Vorstellungen eines Gottes, „der allmächtig und weltlenkend die Fäden in den Händen hält“. Doch Gott sei auch da, wenn nichts danach aussehe und sich nichts danach anfühle. Das Kreuz und die offene Frage nach Gott und dem Sinn des ungerechten Leidens könnten ausgehalten werden, weil die Geschichte Jesu weitergehe: „Der Gekreuzigte wird wiederkommen.“ Denn auf Karfreitag folge der Ostersonntag.

In dem Gottesdienst unter dem Motto „Mein Karfreitag“ berichteten drei Frauen über Flucht, Krieg und Krisen: Die Tänzerin Tetiana Znamerovska, die vor zwei Jahren auf Einladung des Tanztheaters Pina-Bausch aus der Ukraine nach Wuppertal kam, stellte in einer Choreografie die Geschichte ihrer Flucht und das Leid in der Ukraine dar. Die nigerianische Sängerin Chioma Igwe, Mitglied des internationalen Frauenchors „Women of Wuppertal“, berichtete in einem A-Capella-Song über ihre Flucht aus Nigeria. Die Wuppertalerin Dorothee Düver erzählte vom Leid ihrer Schwester, die nach einem Aneurysma alles neu lernen musste und in ein selbstbestimmtes Leben zurückfand.