ARD-Hörfunk-Kommentator Breuckmann schaut Fußball lieber im TV

Fußballreporter Manni Breuckmann blickt verhalten auf die EM. Auch die Fußballverbände und seine eigene Zunft, den Sportjournalismus, sieht er mitunter kritisch. Und er macht “ein schreckliches Geständnis”.

Manni Breuckmann kommentierte jahrzehntelang Fußballspiele im Radio, prägend vor allem in der ARD-Bundesligakonferenz. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag machte nun er “ein schreckliches Geständnis”: Er höre die Konferenz “so gut wie gar nicht mehr”. Weiter sagte die Reporter-Legende. “Und ich kann auch die Leute nicht verstehen, die sagen, ‘boa, Fußball im Radio, das ist ja das Geilste’. In den allermeisten Fällen gucke ich mir das bewegte Bild an.”

Der kommenden Europameisterschaft in Deutschland misst er nicht die gleiche gesellschaftliche Bedeutung zu wie der WM 2006. “Wir sind mittendrin in einer Anhäufung von Krisen und Konfliktsituationen. Ich hätte kein gutes Gefühl, wenn nun ein Sportereignis diese Konflikte wegdrückt – dazu ist es auch gar nicht in der Lage”. Außerdem hätten sich viele Menschen während der Corona-Krise und im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine vom Gemeinwesen abgewandt. “Das kann nicht durch eine Fußball-EM repariert werden. Es könnte vielleicht ein paar kosmetische Korrekturen bewirken, wenn die deutsche Mannschaft wider Erwarten ganz erfolgreich wäre.”

Kritik äußerte Breuckmann an den internationalen Fußballverbänden, beispielsweise für die Vergabe der WM 2022 nach Katar. Fußball habe eine starke politische Bedeutung. Die Verbände würden manchmal kleine symbolische Aktionen machen wie etwa “Wir sind gegen Rassismus”. “Wenn man aber wirklich gegen Rassismus ist und gegen Sklavenarbeit, dann macht man kein großes Turnier dort”.

Er selbst sei im Zwiespalt: “Wäre ich konsequent in dem Zusammenhang, würde ich mich vom Fußball abwenden. Tu ich aber nicht, weil ich mein ganzes Berufsleben im Fußball geführt habe und immer noch sehr am Fußball hänge.”

Auch den Sportjournalismus kritisiert er: “Journalismus heißt für mich, nie Teil des Systems zu sein, also nie im gleichen Boot zu sitzen, sondern in einem Beiboot zu sitzen und von dort aus in kritischer Distanz zu berichten. Aber häufig sind Fußballjournalisten Fans, die es auf die andere Seite der Barriere geschafft haben und damit aus meiner Sicht nicht unbedingt mehr Journalisten.” Außerdem berichteten viele für Sender, “die sich die Sportrechte einen Haufen Geld haben kosten lassen”. Dann übe man besser keine fundamentale Kritik. Es gebe aber auch noch eine Menge von Sportjournalisten, die diesen Namen verdienten, so Breuckmann.