Archäologische Schau über rätselhafte “Brotlaibidole”
Das Archäologische Museum Frankfurt am Main bittet in der neuen Wechselausstellung die Besucherinnen und Besucher um Mithilfe. In der internationalen Schau „Aenigma 2.0 – Wer entschlüsselt den rätselhaften Code aus der Bronzezeit?“ präsentiert das Museum den Stand der Forschung zu den sogenannten „Brotlaibidolen“ aus mittlerweile elf Ländern, wie der Direktor Wolfgang David am Montag sagte. Dabei handele es sich um ein bisher nicht entziffertes Informationsmedium des bronzezeitlichen Europas. Die Schau ist von Dienstag, 15. Oktober, bis 23. März 2025 zu sehen.
Die mehrere Zentimeter großen Ton- und Steinstücke zumeist in Brotlaibform tragen auf ihrer Oberfläche Gruppen von Punkten, Kreisen, Dreiecken oder Quadraten. Diese sind häufig durch Linien verbunden. Manche Stücke haben auch die Form einer Scheibe, eines Stempels oder einer Spule. Wahrscheinlich seien auf ihnen Daten festgehalten worden, ähnlich wie Einritzungen auf einem Kerbholz, Striche auf einem Bierdeckel oder aufgemalte Gaunerzinken, sagte David. Knapp 150 Exponate von 69 Leihgebern würden gezeigt. Seit 1861 würden immer mehr Funde dokumentiert. Sie seien Zeugen eines frühen europäischen Kommunikationsnetzes, aber das Rätsel ihrer Bedeutung sei noch nicht gelöst.
Die „Brotlaibidole“ sind nach den Worten des Archäologen bisher in einem Gebiet zwischen Koblenz und Südwestbulgarien, Korsika und Mittelitalien bis Mittelpolen gefunden worden, zumeist von Hobbysammlern. Das dichteste Fundgebiet liege südlich des Gardasees. „Die Funde stammen aus den Randgebieten der Hochkulturen des Mittelmeerraums“, und zwar aus der Zeit zwischen 1.750 und 1.500 vor Christus, erläuterte David. Nicht nur ihre Bedeutung sei bisher ungeklärt: „Was trat in den folgenden schriftlosen Jahrhunderten an ihre Stelle?“
Die Archäologie erhoffe sich weitere Schlüsse aus der vergleichenden Ethnografie und Kulturgeografie, sagte David. Aber auch durch Einfälle von Besucherinnen und Besuchern: „Wer erlöst die Wissenschaft aus ihrer Ratlosigkeit?“, fragte der Archäologe. In der Schau können Besucher ihre Einfälle schriftlich oder auf einer Digitalstation hinterlassen. Die Ausstellung baut auf der Vorgängerschau „Aenigma“ im bayerischen Museum Manching 2011 auf, die auch von David geleitet wurde. Sie aktualisiert den Stand der Forschung in erweiterter Form.