Archäologie: Fluch-Tafel aus 15. Jahrhundert in Rostock entdeckt

Spektakulärer Fund: Archäologen haben auf der Baustelle für die Rostocker Rathauserweiterung eine sogenannte Fluch-Tafel aus dem 15. Jahrhundert entdeckt. Dabei handele es sich um ein zusammengerolltes Stück Blei, auf dem im ausgerollten Zustand die Worte „sathanas taleke belzebuk hinrik berith“ lesbar seien, teilte der städtische „Eigenbetrieb Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung“ (KOE) am Dienstag mit. Der Fluch habe sich also gegen eine Frau namens Taleke und einen gewissen Hinrik (Heinrich) gerichtet, hieß es. Sie sollten es offensichtlich mit den Teufeln Satan, Beelzebub und Berith zu tun bekommen.

Grabungsleiter Jörg Ansorge sagte laut Mitteilung: „Fluch-Täfelchen sind eigentlich aus der Antike im griechischen und römischen Raum bekannt, also aus der Zeit von 800 vor Christus bis 600 nach Christus. Unsere Entdeckung lässt sich dagegen auf das 15. Jahrhundert datieren. Das ist wirklich ein ganz besonderer Fund.“ Aus dem Mittelater seien ähnliche Funde bisher unbekannt gewesen.

Die Schrift in gotischen Minuskeln sei mit bloßem Auge kaum zu erkennen, hieß es. Es handele sich um eine etablierte Handschrift, keine Kritzelei. Die Tafel sei auf dem Boden einer Latrine an einem Grundstücksende entdeckt worden. „Kein Wunder. Schon in der Antike wurden Fluch-Tafeln möglichst dort platziert, wo sie schlecht bis gar nicht zu finden waren. Die Verfluchten sollten ja nichts vom drohenden Ungemach erfahren“, hieß es.

Gefunden worden seien unter anderem auch eine Herdstelle für Dreibein-Töpfe, eine Feldsteintreppe, Valencianische Lüsterware, ein Lederschuh sowie verschiedene Bronze-Zapfhähne aus dem 16./17. Jahrhundert, hieß es. Damit hätten sich die schriftlichen Belege bestätigt, dass in der Straße An der Hege hinter dem Rathaus einst Bier gebraut wurde. Dazu passten die Einführungen von hölzernen Wasserleitungen und in den Kellerfußboden eingelassene Kästen. Diese etwa einen Kubikmeter großen Gefäße dienten als Zisternen.